Reflexionen am Tag danach

Ich liege im Bett. Es ist 5 Uhr morgens. Gestern hat mich Carolin von „Finde dein Mama-Konzept“  zum Thema „Kindergartenfrei“ interviewt -> Audio-Link am Ende des Beitrags.

Und ich, ganz im Moment, rede fast nur davon, wie herausfordernd es derzeit für mich ist, mich und uns als Familie neu zu strukturieren, weil ich Blog, Beratungen und Vorträge irgendwie in meinen Selbstbetreuer-Alltag eines vierjährigen Kleinkindes und eines einjährigen Babys integrieren muss.

Die Sache mit dem Hut. Welche Lösungen wir gefunden haben, erfährst Du im Interview.

Leider bleibt ziemlich auf der Strecke, wie schön gemeinsame Momente mit den Kindern sind. Dass ich die kleinen Schritte hautnah miterleben darf. Dass ich immer für sie da bin, selbst, wenn wir externe Hilfe in Anspruch nehmen, bin ich niemals weit entfernt. Ich bin und bleibe ansprechbar für sie.

Denn auch ein Vierjähriger ist nicht unbedingt soweit, über Stunden von seiner Mama getrennt zu sein.

Was sind für uns die Vorteile von kindergartenfrei?

Dies lässt sich natürlich genauso auf Krippenfrei übertragen.

Heute ist es mir ein Bedürfnis, über unser persönliches „Kindergartenfrei“ zu schreiben, fernab von beruflichen Herausforderungen.

Ein paar der Vorteile erfährst Du im Interview. Ich möchte jedoch noch ein paar weitere Gründe aufführen:

  • Wir können ausschlafen, uns nach unserem eigenen Biorhythmus richten
  • Wir müssen uns morgens nicht stressen, nicht einem festen Zeitplan anpassen
  • Wir haben viel Zeit miteinander, ich bekomme die kleinen Schritte mit und meine Kinder haben immer einen vertrauten Ansprechpartner. Ich bin die emotionale Tankstelle, tröste und freue mich mit, je nachdem, was gerade von den Kindern gebraucht wird
  • Ich kann adäquat auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen
  • Wir sind viel draußen, zugegeben im Winter weniger, doch frische Luft ist gesünder als stickige Räume
  • Meine Kinder lernen, dass ich nicht Essen hexe wie Bibi Blocksberg, sondern dass es Zeit und Hingabe braucht, ein schönes Essen zuzubereiten. Ebenso lernen sie, dass nicht die Heinzelmännchen die Spülmaschine ausräumen, sondern die Mama. Und sie helfen dabei bereitwillig mit – ok, unser Baby noch nicht. 😉
  • Ich kann meinen Kindern meine eigenen Werte mit auf den Weg geben. Da ich völlig anders denke und fühle als viele Menschen da draußen ist mir dies ein besonders wichtiger Punkt

Weitere (allgemeingültige) Gründe kannst Du auch auf der Seite Kindergartenfrei.org nachlesen.

Was machen wir eigentlich den ganzen Tag?

Ich erstelle einfach mal eine Liste einiger Dinge, die unseren Tag füllen:

  • Treffen und Spielen mit anderen kitafreien Familien
  • Basteln und Malen
  • Kneten
  • Geschichten erzählen und lesen
  • Rätsel
  • Rausgehen und uns leiten lassen
  • Zusammen kochen und backen
  • Rollenspiele
  • Gesellschaftsspiele (meist nach Emils eigenen Regeln)
  • Singen, Tanzen, Kuscheln und Lachen
  • Hörbücher hören
  • Experimente
  • Spielplatz ganz für uns alleine
  • Stempeln
  • Lernen -> gemäß den Interessensfeldern unseres Sohnes
  • Hauptsache zusammen 😀

 

 

 

 

 

 

Argumente der Gegenseite

Argument ‚Andere Kinder‘

Wir sind super vernetzt und haben einige kindergartenfreie Familien in unserem näheren Umfeld. Dass meine Kinder keine anderen Kinder zum Spielen haben ist also schon mal kein Argument.

Übrigens: Die Zahl der kindergartenfrei-lebenden Familien wächst.

Auf der Seite www.kindergartenfrei.org oder auf Facebook ist den entsprechenden Bundesland-Gruppen kann man sich prima vernetzen.

Argument ‚Spezielle Förderung‘

Fördern muss man ein Kind meiner Meinung nach nicht. Wir sind Freilerner, das bedeutet, unsere Söhne finden selbst heraus, was sie interessiert und wir erarbeiten es ggf. zusammen oder sie tun es selbstständig.

Neulich z.B. hat Emil (4) ein Experimente-Buch, das er von seiner Oma geschenkt bekam, aus dem Bücherschrank geholt und darin geblättert. Plötzlich sah er auf, ging wortlos in die Küche und kam mit einem Eimer gefüllt mit ein wenig Wasser zurück. Er holte den Besen aus der Kammer und balancierte den Eimer am Henkel auf dem Besenstiel. So wie im Buch abgebildet.

Kinder lernen im Spiel. Sie brauchen keine Vorgaben. Und ein fester Plan, was wann gemacht wird, ist auch unnatürlich. Z.B. basteln wir heute alle einen Pinguin.

„Äh, nö“, würde mein Sohn sagen.

Zeit für sich selbst im Selbstbetreuer-Alltag

Neben der finanziellen Seite (Tipp: Fokussiere die Lösung, nicht das Problem!) ist diese eine der häufigsten Fragen an Selbstbetreuer: „Wann bloß hast Du mal Zeit für dich?!“

Manchmal ergeben sich spontane Zeitfenster. Oft ging es mir dann so, dass ich gar nicht wusste, was ich mit dieser Zeit anfangen soll. Und zack, wurde mein Typ wieder verlangt.

Ja, wenn man erst mal anfangen muss zu überlegen, ist die Chance schnell vertan. Darum habe ich eine Liste mit Dingen, die ich erledigen will oder muss. Die gehe ich in solchen Momenten dann eben durch und wiege ab, welche dieser Aufgaben ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit erledigt bekomme.

Ich liebe es, abzuhaken. Ich liebe meine Listen.

Auch möglich wäre es doch, eine Liste anzulegen, was Du im Falle eines spontanen Zeitfensters für DICH tun kannst. So kannst Du ganz schnell nachsehen und die Zeit optimal nutzen. Hier ein paar Ideen, die Dich nicht nur kurzfristig entspannen können, sondern auch auf lange Sicht mehr Ruhe in Deinen Alltag bringen werden. Weil DU entspannter bist, wird sich das automatisch auf Deine Kinder und euer Zusammenleben übertragen:

  • Einfach mal auf der Couch liegen – wann geht das schon mit kleinen Kindern
  • Einen Tee kochen und den Gedanken freien Lauf lassen
  • Eine Kerze anzünden
  • Entspannungsmusik anschalten
  • Augen schließen
  • 10 Mal bewusst Ein- und Ausatmen
  • In einer Zeitschrift blättern
  • Ein Buch lesen – oder ein Kapitel 😉
  • Einen lieben Menschen anrufen
  • Bisschen frische Luft
  • Ein Brief / eine Karte an jemanden schreiben
  • Ein Bad nehmen oder in Ruhe duschen
  • Powernap (kurzes Ruhen, um Kraft zu schöpfen)
  • Eine Gesichtsmaske / Haarkur
  • Meditieren / Yoga
  • Gymnastik / Sport
  • Dankbarkeitsübungen

Und ganz wichtig: Handy lautlos oder ausschalten und weglegen!

Diese Zeit gehört DIR und nicht der Timeline von Facebook!

Jetzt gerade sind meine Kinder bei meiner Freundin und ihrem Sohn zwei Etagen über uns und ich habe Möglichkeiten diesen Beitrag fertigzustellen. Gleichzeitig möchte ich aber auch entspannen. Meine Arbeit ist für mich zwar schon Entspannung (denn ich folge meinem Herzen), zusätzlich brennt hier auf meinem Schreibtisch aber noch eine Duftkerze und ich höre Klaviermusik. Mich entspannt das.

Das Interview zu Kindergartenfrei

Carolin von „Finde dein Mama-Konzept“  hat mir in unserem Interview folgende Fragen gestellt:

  • Wie groß ist deine Familie? Wie teilt ihr Familie und Erwerbstätigkeit auf?
  • Aus welchen Gründen hast du / habt ihr euch für eine Vollzeitbetreuung eurer Kinder entschieden? Wer betreut die Kids? Unterstützen Oma und Opa?
  • Wie teilst du dir deine Zeit ein? Wie sieht ein Werktag bei dir aus? Wie das Wochenende?
  • Was sind deine Tipps in Hinsicht auf Zeitmanagement / Organisation des Alltags?
  • Welche Herausforderungen hast du / habt ihr aktuell?
  • Wie integriert ihr Paarzeit in eurem Alltag?
  • Wie ist deine / eure Ausrichtung in der Zukunft? Plant ihr eine Betreuung in Anspruch zu nehmen? Welche Art an Schule kommt für euch in Frage?

Viel Spaß und MAZ ab! Interviewdauer: Ca. 40 Minuten

Und falls Du noch mehr Tipps suchst, kann ich Dir das Buch „Kindergartenfrei in der Praxis“ von Sophie Mikosch ans Herz legen.

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