Mein Mann arbeitet viel. Ich tue das auch. Wir beide sind auf völlig unterschiedliche Art und Weise in unserer Arbeit eingespannt: Er in der Erwerbsarbeit, ich in der Familienarbeit. Für mich war klar, dass ich mein zu Beginn seines Lebens mit einem Trennungstrauma konfrontierten Kind nicht in den Kindergarten gebe, wenn er es nicht von sich aus möchte. Krippe kam für uns sowieso nie in Frage.

Nur ein Kind zu betreuen brachte mich selten an meine körperlichen Grenzen, jedoch änderte sich dies, als unser zweiter Sohn geboren wurde. Seine zusätzliche Pflegebedürftigkeit durch diagnostizierte Epilepsie im Kleinkindalter brachte mich ständig an meine Grenzen, und obwohl es gegen meine bisherige Überzeugung ging, holten wir uns nach über fünf Jahren eine Babysitterin ins Haus.

Gar nicht so einfach, die Richtige auszuwählen, die meisten wurden von unserem großen Sohn (5) direkt aussortiert. Eine schaffte es jedoch, sein Vertrauen schon beim Kennenlernen zu gewinnen und die wurde am Ende auch die Auserwählte. Alles lief gut und friedlich, Eingewöhnung brauchten wir für den Großen kaum. Schnell schenkte unser Emil der Babysitterin, die einige Stunden in der Woche zu uns kam, sein Herz und klammerte sich schon bald an ihr Bein, wenn ihre Zeit bei uns um war. Jeden Tag fragte er: „Wann kommt sie endlich wieder?“ Und er dachte sich schon Spiele aus, die sie dann zusammen spielen würden.

Und dann kam Corona.

Anfangs waren wir alle verunsichert. Die Entscheidung der Babysitterin, für die nächsten zwei Wochen nicht zu kommen, wurde selbstverständlich akzeptiert. Als jedoch am Ende dieser Zeit eine einfache Nachricht über ein soziales Netzwerk auf mein Handy kam, in der sie mir mitteilte, dass sie überhaupt nicht mehr kommen würde – weil sie etwas anderes angeboten bekommen hätte – war ich ein wenig, sagen wir, erstaunt. Gerade mal ein paar Wochen war sie bei uns, und doch gehörte sie fast schon zur Familie.

Aber für sie war es nur ein Job.

Das Herz meines Sohnes – egal.

Nun schreibe ich schon so viele Jahre über dieses Thema auf meinem Blog berufungmami.de, dass ich es doch eigentlich wissen müsste: Auch die einfühlsamste Betreuungsperson, die mit Hingabe ihrer (im Idealfall) Berufung nachgeht, fühlt für mein Kind keine Liebe.

Am eigenen Leib erlebt, macht das was mit dir als Mutter. Ihr Kind leiden zu sehen macht eine Mutter zur Löwenmama. Zur Beschützerin.

Und nun stehen wir hier: Mein Sohn muss von einem Menschen, den er in sein Herz geschlossen hat, Abschied nehmen. Nach so kurzer Zeit. Ein Mensch, der nur eine unpersönliche Nachricht schreibt, dem mein Kind schlichtweg egal ist. Es ist ein Job von vielen für sie.

Wie geht es nun weiter? Hole ich die nächste ins Haus, die unter Umständen wieder nur so kurz bei uns ist?

In meinem Buch „Schatz, ich bin zu Hause“ heißt es im Kapitel „Au Pair“:

„Diese Lösung der Kinderbetreuung erscheint mir nicht ideal. Für unsere Kleinen ist es wichtig, in ihren jungen Jahren Konstanz zu erfahren. Ein Au Pair bleibt ein halbes Jahr oder ein Jahr und kehrt dann in seine Heimat zurück. Für das Kind/die Kinder ist die Trennung von der bis dahin sicher lieb gewonnenen Bezugsperson eine Tragödie. Ziel muss es sein, so viel Konstanz wie möglich in das Leben der (kleinen) Kinder zu bringen. Gerade in den ersten Lebensjahren ist das enorm wichtig.“

Ob ein Kind sein Herz verschenkt, ist nicht an Zeit gebunden.

Ich frage mich: Muss ich mein Kind vorbereiten, damit es in der harten Welt „da draußen“ zurechtkommt? Oder darf ich ihm diese wertvollen Jahre schenken, in denen er Urvertrauen ausbilden darf und somit zu einem in sich ruhenden, selbstbewussten Erwachsenen wird. Ein Kind, das ständig gestresst ist oder Angst haben muss, dass eine lieb gewonnene Person das nächste Mal vielleicht gar nicht mehr kommt, kann dieses Urvertrauen nicht ausbilden. Es lernt, sein Herz nicht mehr zu verschenken, damit es nicht gebrochen werden kann.

Diese Erfahrung hat dafür gesorgt, dass ich wieder mehr Kraft habe für meine Kinder, für meine Familie. Das Berufliche steht vorerst hintenan, denn diese Jahre wird mir keiner zurückbringen.

Lebe im Moment!

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