Für einen Artikel, der in der Zeitschrift „Brigitte“ erscheinen soll, bat mich eine Journalistin um ein Interview. Das hat mich gereizt und ich habe zugesagt.

Gerne teile ich mit euch meine Antwort auf ihre erste Frage.

Wie siehst du Mutterschaft heute, was braucht es (gesellschaftlich, politisch), damit Familien bzw. Mütter und Kinder besser unterstützt werden?

Ich betrachte die Mutterschaft aus Selbstbetreuer-Sicht, denn ich mache mich auf meinem Blog dafür stark, dass Kinder mindestens bis zu ihrem dritten Geburtstag von ihren Eltern betreut werden, idealerweise von der Mutter. In einer Zeit, in der Familien von einem Gehalt nicht mehr leben können, ist die Mutter oft gezwungen, zum Familienbudget beizutragen. Da dies mit Kind / Kindern in den meisten Fällen nicht möglich ist, stellt sich die Frage: Wohin mit meinem Kind?

Der stetige Ausbau der Kitas, wohinein Milliarden von Euro gesteckt werden, trägt dazu bei, dass Mütter (und Väter) es als normal ansehen, ihr Kind schon früh – oft direkt nach dem ersten Geburtstag – in die Fremdbetreuung abgeben (müssen). Manchen Müttern fällt dies sehr schwer, viele habe ich im Laufe der letzten Jahre beraten / begleitet in ihrem Prozess.

Als Selbstbetreuer wird man von der Gesellschaft skeptisch beäugt, die erste Frage, die einem von Fremden mit Blick aufs Kind gestellt wird, ist: „Geht er heute nicht in den Kindergarten?“ Es ist einfach nicht mehr „normal“, Kinder, vor allem morgens, auf den Straßen zu sehen. Die meisten (über 96% der Über-Dreijährigen!) sind in der Kita, vor allem ab dem dritten Lebensjahr, spätestens dann, wenn das Elterngeld ausläuft.

Ich wünsche mir von der Gesellschaft, dass die natürliche Komponente in der Kinderbetreuung wieder mehr in den Fokus rückt, dass die Eltern reflektieren, und es als das Natürlichste der Welt ansehen, ihre Kinder, vor allem in den ersten prägenden Jahren, selbst zu betreuen. Eine starke Bindung zu Mutter und Vater ist der Grundstein für ein glückliches, erfülltes Leben voller Selbstbewusstsein und eigener Wertschätzung.

Ich habe in meinem Leben beruflich schon einiges erreicht und erlebt. Kein einziger meiner Jobs war so herausfordernd und kräftezehrend, bei gleichzeitig maximaler Erfüllung, wie der Job, den ich seit einigen Jahren mache: der Job einer Mutter.

Eine Mutter muss die meiste Zeit am Tag arbeiten – permanent auf den Beinen, permanent überlastet und angespannt. Sie arbeitet hauptsächlich im Stehen oder gebückt und das mindestens 135 Stunden in der Woche, aber ohne Limit, manchmal auch mehr. Eigentlich sogar 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

Pausen? Urlaub? Feiertage? Fehlanzeige! Im Gegenteil, gerade an Feiertagen wie Weihnachten erreicht der Job einer Mutter sein Spitzenhoch. Sie muss ohnehin ununterbrochene Aufmerksamkeit schenken, verschiedenste Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen und ist oft auch nachts im Einsatz – unermüdlich, um ihre Kinder glücklich zu machen.

Honoriert wird diese Arbeit nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass unsere heutigen Kinder die Renten von morgen zahlen, ist es mir unbegreiflich, dass die Arbeit einer Mutter, die viel Zeit in ihre Kinder investiert, nicht mehr wertgeschätzt wird, finanziell wie ideell.

Von den verschiedenen politisch engagierten Parteien wünsche ich mir, dass sie die vielen Studienergebnisse, die eindeutig die Schädlichkeit der frühen Fremdbetreuung nachweisen, annehmen, vor den Fakten, die diese wissenschaftlichen Studien belegen, nicht mehr die Augen verschließen.

Ein Krippenplatz wird derzeit mit mindestens 1000 Euro vom Staat subventioniert. Wenn diese 1000 Euro den Eltern gegeben werden würden, könnten sie selbst entscheiden, ob sie mit diesem Geld ihre Kinder weiterhin selbst betreuen oder sie in die außerhäusliche Betreuung abgeben. Genau dafür macht sich auch der Verband Familienarbeit e.V. stark, in dem ich Stellvertretende Vorsitzende bin.

Kinder brauchen ihre Eltern. Heutzutage werden sie viel zu früh von ihren Eltern getrennt und müssen sich die Betreuung durch eine Person mit zum Teil vielen anderen Kindern teilen. Artgerecht ist anders.

In diesen Zeiten Mutter zu sein bedeutet für mich: Egal wie ich es mache, die Gesellschaft findet Argumente dagegen. Betreue ich mein Kind in den ersten Jahren selbst, sagen „sie“, ich sei ein Heimchen am Herd, gebe ich mein Kind schon früh ab, bin ich eine Rabenmutter. Würden sich alle Mütter zusammentun, wäre die Energie in diesem Land eine ganz andere, nämlich wertschätzend. Solange wir uns gegenseitig fertigmachen, können wir gegeneinander ausgespielt werden. Das macht sich die Politik zunutze. Darüber sollten wir Mütter nachdenken.

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