Mittwoch Abend, 20:15 Uhr – Primetime.
RTL sendet „Das Erziehungsexperiment“. Ich habe zwar schon seit Monaten kein Fernsehen mehr gesehen – und jetzt weiß ich auch wieder, warum 😉 – aber das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zu neugierig war ich darauf, was thematisiert wird, welche Ratschläge gegeben werden und wie sich die Umsetzung des Ganzen darstellt.
Fazit?
RTL halt.
Oliver Geißen und Nazan Eckes (die gerade mit 2.0 schwanger ist) führen uns durch den Abend. Mitdenken nicht notwendig. Unterhaltungsprogramm. Ist ja auch eine „Familienshow“, wie RTL deklariert.
Nun, die Schwerpunktthemen des Abends sind das Einschlafen (bzw. nicht einschlafen wollen) von Kleinkindern und der Medienkonsum von Teenagern.
Als Experte vom Fach ist Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort zugegen. Er ist unter anderem Kinder- und Jugendpsychiater und Hochschulprofessor. In der Sendung kommt er immer mal wieder kurz zu Wort. Es macht für mich immer viel Sinn, wenn er spricht.
Das ist ja unerzogen!
Besonders zum Thema „Medienkonsum von Teenagern“ hat er mich überrascht. Während die Mehrheit der „Erziehungsberechtigten“ den Kindern eine Zeit X vorgeben, in der sie beispielsweise Computerspielen dürfen, sagt Schulte-Markwort lapidar, man solle sie sich selbst regulieren lassen. Das Prinzip von „unerzogen“ eben.
Das hat wohl nicht nur mich, sondern viele andere auch erstaunt, denn Birgit Schrowange, Talk-Gast der Sendung und Mutter eines 16-jährigen Sohnes, schien das Thema zu triggern. Sie grätschte direkt dazwischen, dass ihr Sohn bei Selbstregulation gar nichts anderes mehr machen würde.
Meiner Meinung nach wird er das unter Umständen wahrscheinlich in der ersten Zeit tatsächlich nicht, aber nach und nach wird er gelangweilt sein und ist wieder offen für anderes. Kinder wollen von Natur aus Lernen und sind neugierig – auch Teenager.
Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das, was man nicht darf, besonders interessant ist. Ich durfte z.B. nie Süßigkeiten vor dem Abendessen naschen und nur eine Stunde Fernsehen am Tag schauen. Was zur Konsequenz hatte, dass ich, als ich mit 18 von zu Hause auszog, jeden Abend eine Tüte Chips aß und mir jede dumme Sendung im Fernsehen reingezogen habe, die eben gerade lief.
Das ist ja dann auch nicht die Lösung, ne? 😉
Schlaf, Kindchen, schlaf – bitte schlaf doch endlich!
Das andere Thema des Abends ist das Einschlafexperiment von Kleinkindern. Drei Familien werden präsentiert. Wir bekommen insgesamt 5 überdrehte Kinder zu sehen, die nicht im Traum daran denken, schlafen zu gehen – schönes Wortspiel, oder? 😀
Das Konzept „unerzogen“ rät auch hier zur Selbstregulation. Die Kinder wissen schon, wann sie müde sind und gehen dann auch gerne und bereitwillig, ja, sogar freiwillig ins Bett.
Aus dem Blickwinkel einer alternativ denkenden (und lebenden) Mami ist mir direkt noch etwas anderes aufgefallen: Keines der fünf Kinder schlief bei den Eltern im Schlafzimmer bzw. im Familienbett. Eine Familie hatte zwei Söhne, die nur auf der Couch einschlafen konnten. Macht für mich Sinn: Sie fordern die Nähe der Eltern ein. Die sie in ihrem eigenen Zimmer nicht haben.
Bei uns läuft das so: Ich bringe unseren Sohn in unser Bett (Familienbett, das natürlich auch nach uns allen riecht), wenn er müde wird. Dann klappt das Einschlafen meist problemlos. Wir haben unser Zu-Bett-Geh-Ritual und er bekommt die Einschlaf-Mumi. Ich bin IMMER, ausnahmslos, bei ihm, bis er eingeschlafen ist.
Und was ist euer Geheimnis? Erzählst Du uns davon? Ich freue mich drauf!
Meine Eltern haben mich extra benachrichtigt, dass ich unbedingt die Sendung ansehen soll!…
Zum Glück habe ich nicht auf sie gehört und sie mir erst zwei Tage später, in der Online Mediathek,während dem bügeln angesehen. Warum zum Glück?
Weil ich die dargestellten Fälle ganz furchtbar fand und mir die „vorgeführten Kinder“ einfach nur leid getan haben!
In deren Situationen hätte ich auch nicht zur Ruhe gefunden bzw wäre gerne alleine in mein (zum Teil, liebloses) Kinderzimmer verschwunden…
Unsere Maus ist jetzt zwei Jahre alt. Sie schläft anfangs im eigenen Bett und darf dann zu uns in die Mitte kommen.
Es gibt keine Tränen, kein Theater, es klappt alles gut und wenn es mal nicht reibungslos klappt, nehmen wir uns Zeit für sie und legen uns daneben…
Nicht zuletzt war mir nach der Sendung auch wieder klar, warum ich kaum noch TV sehe! 😉
Hallo 🙂 da ich kein Fernsehen schaue, bin ich auch nur durch eine gute Freundin darauf gebracht worden, da mal reinzusehen. 😉 Und mir ging es genau wie Dir. Seitdem war die „Glotze“ auch bei uns nicht mehr an… Immer wieder schön, auf Gleichgesinnte zu treffen! 😀
Unsere kleine wird in Kürze zwei. Sie hat auch unterschiedliche ruhephasen (mal das Sandmännchen mal ein Buch vorlesen) vor dem ins bett gehen. Sie schläft seit ihrer geburt ausnahmslos durch mich oder meinen mann begleitet ein. In unserem Bett. Dann wird sie in ihr bett gelegt, welches neben unserem steht. In den seltenen Fällen in denen sie in der mitte der nacht wach wird und zu uns will ist sie binnen sekunden wieder eingeschlafen sobald sie zwischen uns liegt. Einschlafprobleme zeigen hier immer das sich was Ankündigt: infekt, zähnchen oder ähnliches. Scheint also nicht so falsch zu sein, wie wir es machen 😉
Liebe Christine, das klingt toll, was Du beschreibst. Ich spüre viel Liebe und Verständnis für eure Tochter. Sie fühlt sich offenbar gesehen in ihren Bedürfnissen und deswegen hat sie das nötige Urvertrauen entwickelt. Herzlichst, Deine Jenniffer
Ich habe mich auch sehr gewundert, dass die Option Familienbett nichtmal in Bertacht gezogen wurde.
Mein Sohn hat vom ersten Tag an mit im Familienbett geschlafen und so ist es noch heute. Er ist jetzt vier und darf so lange er möchte bei uns bleiben. Ich selber schlief bis 12 im Familienbett.
Für mich ist das total natürlich und fühlt sich gut an. Schlafen wird hier auch nicht reguliert. Ich vertraue meinem Kind zu wissen, wann es müde ist. Das Vertrauen hat sich gelohnt, denn es klappt wunderbar und ohne Stress.
Medien reguliere ich auch nicht. Und auch das klappt ohne Probleme.
Er dürfte an den TV möchte es aber gar nicht. Er guckt nur gerne mal Videos auf dem iPad.
Mal mehr mal weniger.
Man muss nur Vertrauen in seine Kinder haben, denn sie haben die Gabe, ihre Bedurdnisse noch wirklich zu spüren
Guten Morgen liebe Janina, toll, dass Du auch schon mit Familienbett großgeworden bist. Und es hat Dir offensichtlich nicht geschadet, denn Du praktizierst es ja auch mit Deinem Sohn. Die Medienbenutzung nicht zu regulieren, damit tue ich mich noch ein bisschen schwer. Mein Sohn ist jetzt 22 Monate alt. Er ist begeistert von Bob der Bahn (amerikanisches Format. Haben wir bei youTube entdeckt). Der Bob könnte hier den ganzen Tag durch die Wohnung fahren. 😉 Ich finde aber, dass das nicht sein muss. Darauf zu vertrauen, dass die Kinder ihr Maß kennen, ist ein Prozess. Ich befinde mich mitten drin. Da bist Du offensichtlich schon weiter. 🙂 Alles Liebe für euch und danke fürs Mut machen! Deine Jenn
Wir haben kein Familienbett. Wir haben ein sehr breites Bett im Schlafzimmer, das allen offen steht und in quasi allen anderen Räumen weitere Schlafgelegenheiten. Als die Kinder Säuglinge waren, lagerten sie natürlich im Schlafzimmer. Wir sind ja nicht blöde. Unnötige Wege nachts sind unser Ding nicht 😉
Von da an geht einfach jeder dort schlafen, wo er mag. Alle Türen sind nachts geöffnet. Manchmal fragen die Kinder nach Konstellationen außerhalb des Gewohnten. So schliefen neulich unser Jüngster und ich im breiten breiten Schlafzimmerbett, während mein Holder und der Große sich im Zimmer des Kleinen ins Einzelbett drängten.
War halt so.
Kein „Du musst alleine schlafen“, aber auch kein „Nur Familienbett ist das Wahre“.
Zum Thema TV und Co hab ich schon soviel und erschöpfend geschrieben, dass ich gerade nicht mehr wirklich Motivation aufbringen kann, nochmal von vorne anzufangen.
Nur so als Umriss: Pro Angstfreiheit bei Bildschirmmedien. Absolut 🙂
Bedürfnisorientiert ist doch prima. Und wenn das dann noch für alle Beteiligten funktioniert – perfekt! 🙂 Solltest Du wieder Motivation aufbringen können, freue ich mich, wenn Du uns doch noch an Deiner Sicht der Dinge zum Thema Medien teilhaben lässt. Das interessiert bestimmt viele. 🙂 Alles Liebe, Jenny, Deine Jenniffer
Schwieriges Thema. Ich selbst habe mit 3-4 Jahren angefangen am PC zu spielen. Da gab es ein Spiel um Rechnen zu lernen, wo eine Eisenbahn über den Bildschirm gefahren ist und man musste errechnen, wie viele Leute ausgestiegen, eingestiegen oder noch im Zug sind. Zu der Zeit hatten meine Eltern die Zeit am PC noch auf eine Stunde begrenzt. Später wurde ich immer mal wieder vergessen(?) oder durfte einfach länger am PC bleiben.
Heute bin ich Informatiker und kann sagen, meine Lieblingsspielsachen war der Computer und Lego bzw. Legotechnik.
In jedem Fall sollten die Eltern meiner Meinung nach Ihre Kinder beobachten und das Verhalten prüfen. Wir leben heute in einer Zeit von Computer- und Internetsucht, da einem durch das Internet ständig etwas Neues geboten wird und es möglicherweise gar nicht mehr langweilig werden kann.
Wenn die Kinder heranwachsen ist es wichtig, ihnen das Wissen zu vermitteln um solche Dramen zu vermeiden, wie man sie häufiger in den Nachrichten liest: „Kind X hat Nacktfotos von sich gemacht und Kind Y hat das dann mit all seinen Freunden/innen geteilt“.
Da haben die Eltern von beiden Kindern versagt.
Hallo Michael, schön, dass Du uns von Dir erzählst. Wenn man weiß, dass aus seinem computernarrischen Kind ein Akademiker werden kann, muss man sich vielleicht keine so großen Sorgen mehr machen. 😉 Einfach laufen lassen. Ich finde es allerdings sehr wichtig, hinzusehen. Im Netz ist so viel Schrott zu sehen. Heute im Zeitalter von youTube guckt doch kein Kind mehr Fernsehen. Aber gerade youTube ist so gefährlich, da es, wenn ein Video vorbei ist, gleich gefühlt wahllos ein anderes laufen lässt. Mal abgesehen von den Werbeblocks zwischen den Kinderclips, die teilweise echt nicht kindgerecht sind. Mediale Aufklärung – die Do´s und Dont´s – in unserer Zeit extrem wichtig! Auch meine Meinung! Danke Dir für die Anregungen. Deine Jenniffer