Vor einiger Zeit bin ich in zwei Facebook-Gruppen über Sternenkinder aufgenommen worden. Weil ich selbst eines habe. Was die Mitgliedschaft in diesen Gruppen in mir auslösen würde, darüber habe ich ehrlich gesagt nicht nachgedacht.

Plötzlich tauchen auf meiner Timeline Bilder von verstorbenen Babys auf und Geschichten, die mir blitzschnell Tränen in die Augen schießen lassen. Und das ohne Vorwarnung. Gerade eben wieder.

So hänge ich nun meinen Gedanken nach und bin einmal mehr so dankbar, dass es meinem kleinen Schatz nach seinem schweren Start ins Leben gut geht. Er gesund ist. Sich prima und altersgerecht entwickelt. Denn das ist wahrlich das höchste Gut.

Wie oft habe ich gehört: „Egal was es wird, Hauptsache gesund.“

Heute weiß ich: „Genau so ist es!“

Während ich diese Zeilen schreibe, liegt mein Böhnchen neben mir. Er schläft. Und ich bin sentimental. Mir huschen Gedanken, Gefühle und Bilder durch den Kopf und ich möchte einfach nur innehalten und ihn anstarren. Diesen wundervollen Menschen. Mit all seinen Stärken und weniger starken Seiten. Die alle da sein dürfen, denn die machen ihn zu dem Menschen, der er ist und später als Erwachsener sein wird.

Und dann wieder kommen mir die Tränen. Was, wenn er es damals nicht geschafft hätte? Was, wenn wir die Intensivstation nicht lebend verlassen hätten? Was, wenn ich eine der Mütter geworden wäre, die Bilder ihres toten Kindes veröffentlichen? (es scheint eine Möglichkeit zu sein, mit dieser entsetzlichen Trauer besser umgehen zu können)

Unvorstellbar.

Sicher ist jedoch: Ich wäre mit ihm gestorben.

 

Ruhig und gleichmäßig atmend liegt die kleine Seele neben mir und ich komme nicht umhin mich zu fragen:

Was, mein Sohn, würde ich anders machen, wenn ich wüsste, Du bist nicht mehr lange hier bei mir?

 

Du dürftest Dauerstillen in der Nacht, ohne von mir auch nur ein kleines Murren zu hören.

Du dürftest Kuchen essen bis du platzt.

Du müsstest dir danach nicht die Zähne putzen.

Du dürftest in der Küche eine Überschwemmung verursachen.

Du dürftest vor dem Essen naschen, so dass du schon satt wärst, wenn ich das Essen serviere.

Du dürftest alle Spielzeugkisten auf einmal umdrehen und ein riesen Chaos veranstalten.

Du dürftest morgens im Schlafanzug bleiben solange du das möchtest.

Du müsstest keine Hände waschen, wenn wir von draußen rein kommen.

Du dürftest Videos schauen, bis du viereckige Augen hättest.

Du dürftest morgens früh um sechs laut Musik hören, ohne dass ich mich sorge, was die Nachbarn wohl denken.

Du müsstest nicht am Tisch sitzen bleiben, bis alle fertig sind. Oder überhaupt am Tisch sitzen.

Du müsstest nie wieder „Danke“ sagen, wenn andere es von dir erwarten.

Oder die Hand geben.

Oder Küsschen verteilen, weil andere das süß finden.

Du müsstest nie wieder aufessen, obwohl du satt bist. Oder überhaupt essen, was auf den Tisch kommt.

Du müsstest nie wieder aufräumen, weil ICH das Bedürfnis nach Ordnung habe.

Du dürftest in der Kirche laut reden und dich im Supermarkt auf den Boden werfen.

Du dürftest Wände anmalen, vor denen wir bald stehen und zueinander sagen: „Wo ist nur die Zeit geblieben? Warum kann er nicht noch einmal klein sein?“

 

Aber, warte…

Warum darf er all das eigentlich nicht auch so? 😉

 

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