Teil 2: Klaviermusik, Kerzenschein und frische Blumen

Ich entschied mich, meinen Mann wieder nach Hause zu holen. Sicher ist sicher. Zu diesem Zeitpunkt spielte ich mit unserem Großen und veratmete brav meine Wehen, äh, Wellen, so wie ich es im Hypnobirthing-Buch gelernt hatte. Das klappte zunächst prima.

Im Schlafzimmer lagen alte Decken, alte Handtücher, eine Rolle Malervlies und eine Packung Kaffee und warteten auf ihren Einsatz.

Wo ich gebären würde, das wusste ich selbst noch nicht.

Im Wohnzimmer hatte ich eine große Amethyst-Druse aufgestellt, in der ein Stein mit einem Engel lag. Nebendran eine Schale mit kleinen Bergkristallen, in der sich zwei Aprikosen-Achate befanden, die die Wehen erträglich machen sollen. Auf dem Tisch brannten Duftkerzen, ein Strauß roter Geburtstagsblumen wartete auf Finns Ankunft, und von YouTube erschallte durch unseren Lautsprecher Klaviermusik von Steven Halpern in der Dauerschleife. Ein super Tipp von Kathi von Mein Bauchzwerg. Auch wenn ich die Musik ab einem bestimmten Moment gar nicht mehr wahrnahm. 😉

Am Morgen hatte ich, in leiser Vorahnung, schicke Ohrringe angezogen. Ich wollte so richtig hübsch sein für unseren zweiten Sohn.

Während mein Mann sich eine Stunde nachdem er das Haus für die Arbeit verlassen hatte wieder auf dem Heimweg befand, informierte ich meine Doula Silke und meine Hebamme Anna über den Stand der Dinge. Anna hatte einen längeren Anfahrtsweg.

An die Wohnungstür hängte ich ein Plakat, das die Nachbarn informiert:

„Hier geschieht gerade ein Wunder. Bitte nicht stören. Wir sind gut versorgt.“

Nicht, dass plötzlich die Polizei vor der Tür steht. 😉

Silke kam gegen acht Uhr morgens bei uns an. Eine Erleichterung, denn die Wehen wurden schon deutlich stärker und es beruhigte mich, jemanden an meiner Seite zu wissen, der weiß, was er tut.

In Gedanken hatte ich zwar schon mal durchgespielt, ob eine Alleingeburt für mich in Frage käme, aber ich bin zum einen nicht der Typ, der „sowas“ alleine durchzieht, und zum anderen wegen der später aufgetretenen Komplikationen heilfroh, Profis bei mir gehabt zu haben.

Schnell war nun klar: Es handelt sich um „echte Wehen“.

Und es geht rasant.

Silke zumindest sicherte sich unruhig ab, ob ich nicht doch in ein Krankenhaus gehen wolle, sie sei schließlich keine Hebamme mit medizinischem Hintergrund.

Würde Anna es noch rechtzeitig schaffen?

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