Schon bald werde ich mir wünschen, dass sich unsere Augen während des Stillens nur noch ein einziges Mal treffen mögen.
Schon bald werde ich meine Arme nach Dir ausstrecken um mit Dir kuscheln zu können, aber Du drehst Dich lächelnd um und gehst Deiner eigenen Wege.
Schon bald schüttelst Du vehement mit dem Kopf, wenn ich Dich tragen möchte und sagst zu mir: „Mama, ich bin doch kein Baby mehr!“
Schon bald werde ich mir wünschen, Dich ein letztes Mal im Arm halten zu dürfen, während Deine Augen schwer werden und Du friedlich einschläfst.
Schon bald wirst Du immer weniger nach mir rufen, bis die Rufe irgendwann ganz verstummen.
Schon bald werde ich mich nach den Abenden zurücksehnen, an denen Du partout nicht ins Bett wolltest.
Schon bald wird die Begeisterung nachlassen, mit der Du gerade jetzt die Welt entdeckst.
Schon bald werde ich wieder alleine im Bett liegen und Deine gleichmäßigen Atemzüge neben mir werden eine Erinnerung an wunderschöne Zeiten sein.
Schon bald werde ich mir wünschen, Du würdest während des Kochens neben mir stehen und die Schränke ausräumen.
Schon bald wirst Du mich auslachen, wenn ich mit Dir zusammen auf die Toilette gehen will.
Schon bald werde ich aus Gewohnheit Dein Gesichtchen abwaschen wollen, doch es wird sauber sein.
Schon bald erklärst Du mir die Welt, nicht umgekehrt.
Schon bald schaukelst Du ohne mich. Höher und höher.
Schon bald sind diese kleinen Händchen größer als meine und Du wirst sagen: „Danke, Mama, dass Du mich an die Hand genommen hast. Nun bin ich groß, und ziehe alleine los.“
Das letzte Mal.
Das letzte Mal.
Das letzte Mal.
Mein Baby. Wenn ich nur wüsste, wann das letzte Mal ist! Ich würde diesen Moment zelebrieren!
Doch das weiß ich nicht. Irgendwann ist es vorbei.
Irgendwann willst Du nicht mehr getragen werden, keine Mumi mehr haben, nicht mehr kuscheln kommen oder in meinem Arm einschlafen.
Und wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, wirst Du Deine Flügel ausbreiten und ohne mich davonfliegen.
Und ich?
Werde Dir voller Stolz hinterhersehen und wissen:
Ich mag Happy Ends, daher ist mir das etwas zu pessimistisch oder melankolisch… Eines ist aber sicher: „Schon bald wird die Begeisterung nachlassen, mit der Du gerade jetzt die Welt entdeckst.“, hierbei haben die Erwachsenen ganz viel Einfluss. Ich weiß noch ganz genau wie mein Klassenlehrer mir den Spaß an der Schule genommen hat. Die meiste Zeit in der Schule war für mich **der Horror**. Erst später wurde es wieder besser und ich durfte Lehrer/innen kennen lernen, die ihren Job außergewöhnlich gut machten.
Klar, bekommt man als Schüler immer gesagt man würde die Schuld (der schlechten Noten) grundsätzlich an die Lehrkräfte abschieben. Nachdem ich die Schule hinter mir gelassen habe kann ich aber sagen, dass das nur zum Teil stimmt. Es liegt einfach in der Macht der Lehrkräfte die Schüler für ein Fach zu begeistern, oder eben auch nicht.
Und warum soll man seine kostbare Zeit als Kind/Schüler mit etwas verbringen (lernen), was keinen Spaß macht?
Dein Emil wird auch noch in das Alter kommen. Vielleicht schaffst Du ja dann das, was die Lehrer nicht schaffen… das Kind für ein Thema zu begeistern.
Das musste ich einfach mal loswerden.
Thomas
Lieber Thomas, danke für Dein Feedback. 🙂 Ja, manchmal bin ich melancholisch. Und tiefgründig sowieso. 😉 Aber an einem Happy End fehlt es in dem Text ja auch nicht. Ich kann Deine Worte so gut nachempfinden. Es ging mir wie Dir in der Schule. Ich habe auch keine guten Erinnerungen daran. Fremdbestimmt, das weiß ich noch. Aber auch bei mir hat es kein Lehrer geschafft, mich für sein Fach zu begeistern. Du hast absolut Recht mit der Begeisterung für seine Umwelt. Wir als Eltern können, wie in so vielen anderen Punkten, soviel dazu beitragen, was aus unseren Kindern wird. Leben wir ihnen vor, was wir als richtig empfinden und schauen dann, welchen Weg sie selbst gehen wollen. Wir müssen nicht alles beeinflussen mit unserem Willen. Sie wissen schon, was für sie passt und was nicht. 🙂
?