Die „psychologische Seite“ ist aus meiner Sicht der alltägliche Alltag in den Familien. Kinder sind für uns eine starke zwischenmenschliche Herausforderung, der wir oft ohne die nötige Vorbereitung ausgesetzt sind.
Erfahrung mit Kursen – in zwei Jahrzehnten selbst erlebt und für andere Eltern organisiert – haben mir gezeigt, dass es Hilfen im Familienalltag gibt, die gut geeignet sind, manchen Stress zu vermeiden und die Herausforderungen zu meistern.
Dieses Angebot will einen möglichen Mangel an sinnvoller Unterstützung zur Vorbereitung auf die wertvolle Elternaufgabe beheben helfen. Das Ergebnis wird ein zufriedenes, erfolgreiches und vor allem ein gesundes Leben sein. Diese Erfahrung habe ich (und viele andere) schon machen dürfen.
Eine effektive Kommunikation setzt einige Fertigkeiten voraus.
Diese Fertigkeiten – auch als Kommunikationswerkzeuge (kurz: Werkzeuge) bezeichnet – können besonders dann eingesetzt werden, wenn es Konflikte gibt.
Wenn sie nicht geklärt werden, entstehen daraus Probleme. Die betroffene Person hat dann den Problembesitz, ein Begriff von Thomas Gordon in seiner Familienkonferenz, s.u.
Das Ziel der noch auszuführenden Kommunikationsfertigkeiten ist die Möglichkeit, Probleme lösen zu können. Damit wird die Person mit dem Problembesitz von Spannungen und Stress befreit und kann sodann auch das eigene Problem lösen. Die angebotenen Methoden sind selbst keine Problemlösung, aber die Voraussetzung dazu. Sie erleichtern die Problemlösung wesentlich.
Auch wenn lange kein Konflikt besteht und auch nicht vermutet wird, ist es gut, darauf vorbereitet zu sein. Der akute Alltag im Problemfall lässt kaum noch Zeit für die Vorbereitung zu.
Die folgenden zwei Werkzeuge, Ich-Botschaft und aktives bzw. einfühlsames Zuhören und Beobachten, sind im täglichen Leben immer hilfreich, weil sie mögliche weitere Konflikte vermeiden können. Die Anerkennung und Wertschätzung im Allgemeinen wird durch sie wesentlich gefördert. Es ist wünschenswert, wenn sie zum normalen menschlichen Umgang gehören, denn sie fördern ein gesundes Klima, das für die Entwicklung unserer Kinder sehr nützlich ist.
Wichtig ist die dazu notwendige Grundhaltung: nicht hierarchisch, kein Machtstreben, dagegen eher gegenseitige Achtung, Mitgefühl, partnerschaftlicher Umgang, Empathie u. ä.
Was man nicht tun sollte (Kurzfassung)
Gehen wir von der Person mit dem Problembesitz aus, so wird sie sich in der Regel mitteilen, wenn sie sich beeinträchtigt fühlt. Das geschah bisher leider nicht erfolgreich.
Beispiel: „Habe ich dir nicht hundertmal gesagt …?“
Solche Mitteilungen werden Du-Botschaften genannt. Die betroffene Person will dem Mitmenschen die eigenen Interessen und Ziele aufdrängen, ihn zu einem bestimmten – weil selbst gewünschtem – Verhalten veranlassen. Mitmenschen reagieren allerdings zunächst darauf mit Ablehnung, weil Du-Botschaften wie Anweisungen oder gar Befehle wirken, im Sinne von „du musst dich ändern“ oder „du machst, was ich sage bzw. will“. Man will mich nicht so lassen wie ich gerade sein will.
Weiterhin können durch Du-Botschaften Schuldgefühle entstehen, die belastend wirken und damit jede Problemlösung behindern.
Zu den Du-Botschaften zählen auch Lob und Tadel. Selbst Lob gehört deshalb dazu, weil wir damit unsere Mitmenschen beurteilen und bewerten.
Das bedeutet: „Ich bestimme, ob du richtig oder falsch bist.“
Auch hier ist keine Problemlösung möglich. Siehe auch Thomas Gordon „Die neue Familienkonferenz, 1993, Kinder erziehen ohne zu strafen„, ab Seite 162 unten. Für das Leben in Familien ist diese Art Umgang nicht geeignet, weil sie das Familienklima belastet und langfristig zu erheblichen Problemen führt. Kinder fühlen sich oft unbewusst in ihrer Entwicklung eingeengt und versuchen daraus auszubrechen, wenn sie älter sind. Das mit oft unerwünschten Folgen für das Familienklima.
Zum Beispiel bei „du nervst ….“ ist ein indirekter Vorwurf an das Kind enthalten, den das Kind intuitiv spürt und ablehnt. Kinder sind stark gefühlsbezogen. Allgemein beginnt unser Leben mit natürlichen Gefühlen.
Kommunikationssperren
Folgende Aussagen wirken sich eher negativ aus (zusammengefasst):
Befehlen, anordnen, auffordern, kommandieren, warnen, ermahnen, drohen, zureden, moralisieren, predigen, was man tut und nicht tut, Lösungen geben, Ratschläge und Vorschläge, Vorhaltungen, belehren, urteilen, kritisieren, widersprechen, beschuldigen, negativ bewerten, positiv bewerten, beschimpfen, beschämen, interpretieren, bemitleiden, Gefühle kleinreden, verhören, zurückziehen, ablenken, scherzen…
Dazu in “Familienkonferenz in der Praxis”, Thomas Gordon, 1976: „Wenn es Eltern nicht gelingt, die zwölf Kommunikationssperren zu vermeiden.“
Es ist vorteilhaft zu wissen, welche Wirkungen manche Arten der Kommunikation bei Mitmenschen und besonders bei Kindern haben können.
In Familien werden die Grundlagen menschlichen Umgangs gelebt. Sie wirken damit auf die zukünftige Gesellschaft.
Meine Erkenntnis: So wie wir unsere Kinder erziehen, wird die zukünftige Gesellschaft aussehen. Deshalb haben Familien einen wichtigen Wert in unserer Gesellschaft. Keine andere gesellschaftliche Institution ist höherwertiger.
Mein nächster Artikel beschäftigt sich mit der „Ich-Botschaft“.
Gehe mit mir in den Austausch gleich hier unter dem Artikel in den Kommentaren. Ich beantworte gerne hier alle Fragen, da ich die Facebook-Kommentare nicht einsehen kann.
Grundlage für meine Ausführungen sind Arbeiten von Thomas Gordon, Johanna Graf, Friedemann Schulz von Thun, eigene Erfahrungen und weitere Gedanken.
Buchempfehlungen:
Thomas Gordon: „Familienkonferenz – Die Lösung von Konflikten zwischen Eltern und Kind“
Thomas Gordon: „Die neue Familienkonferenz – Kinder erziehen ohne zu strafen“
Thomas Gordon: „Familienkonferenz in der Praxis – Wie Konflikte mit Kindern gelöst werden„
Friedemann Schulz von Thun: „Miteinander reden – Störungen und Klärungen: Allgemeine Psychologie der Kommunikation“
Foto: fotolia - Konstantin Yuganov
Es gibt eine große Auswahl technischer Kommunikationsmittel. Sie entwickeln sich ständig in hoher Geschwindigkeit. Wir nutzen sie: Computer, Internet, Smartphon usw.
Wie aber entwickelt sich unsere persönliche Kommunikation? Wie entwickeln sich unsere Beziehungen?
Diese Beiträge sollen positive und zufriedenstellende Beziehungen entwickeln helfen. Denn damit können wir am Besten das erreichen, was wir uns schon immer Wünschen: Anerkennung, Verständnis, Harmonie, Kennenlernen usw.
Oft höre ich: „Misch dich nicht ein, dann kommst du auch in nicht hinein.“ Das ist zwar verständlich, aber Probleme werden auf diese Weise nicht gelöst. Dann bleib nur noch eines übrig: „Das ist halt so. Da kann man nichts machen.“
Kinder sind für Eltern eine Herausforderung. Sie achten nicht auf diese Aussagen oben. Ihr Verhalten ist aber natürlich. Deshalb ist es besser sich einzulassen. Mit den Methoden der effektiven Kommunikation kann man das wunderbar bewältigen. Ich wünsche allen Interessierten viel Erfolg dabei.
Mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum Leben braucht“. Für diese Aussage muss sich der CDU-Politiker Jens Spahn deutliche Kritik von Kollegen verschiedener Parteien gefallen lassen.
Jens Spahn (CDU) befeuert die Debatte um Armut in Deutschland: „Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe“, hat er am Wochenende in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt. Mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum Leben braucht“.
Aus: https://www.gmx.net/magazine/politik/jens-spahn-handelt-aussage-hartz-iv-heftige-kritik-32862926
Das ist das absolute Gegenteil von einfühlsamer Kommunikation. Qualität?
Seit Jahrzehnten erleben wir in technischen Dingen eine rasante Innovation. Dieser Fortschritt bringt uns materiellen Wohlstand. Wir kommen fast nicht mehr mit, alles zu verstehen. Somit sind wir von Neuerungen abhängig geworden.
Wie sieht es im zwischenmenschlichen Bereich aus?
Mir wird oft gesagt: „Ich habe Familie als Kind erlebt.“ Oder „Man macht das so, wie ich es bei meinen Eltern erlebt habe.“
Wir erleben aber als Eltern die Beziehungen in den Familien auch eier anderen Perspektive. Jetzt sind wir es, die Verantwortung für mehrere Menschen tragen.
Sind wir ausreichend darauf vorbereitet?
Ich beobachte seit ein paar Jahren gelegentlich Diskussionen junger Mütter in Internet. Heute habe ich einen Beitrag gefunden, den ich gut bestätigen kann:
Rekapitulation Kinderlärm: Ich denke, was durch diese ganze Diskussion klar geworden ist: Kinderlärm ist ein heißes Thema 😉
Ich würde sagen, die meisten Eltern geben sich bestimmt Mühe, ihre Kinder vernünftig zu erziehen und achten dabei auch auf ihre Mitmenschen bzw. bringen ihren Kindern Rücksichtnahme bei.
Es wird aber immer auch die Ausreißer geben, die das nicht tun und deren Kinder dann eben kleine „Rotzblagen“ sind.
Ich unterstelle auch mal, das die meisten Menschen Kinder, Kinderlärm etc. in gewissem Maß akzeptieren und damit leben können.
Und genau so wird es auch hier die Ausreißer geben, die meinen, Kinder dürfe man sehen, aber nicht hören.
Der AP „Sniffi“ wird diese Diskussion hier eh nicht wirklich nützen – sie kann nur nochmal den Versuch unternehmen, mit den betreffenden Mietern freundlich zu reden.
Was mir jedoch auch aufgefallen ist: wieviel Eltern meinen das Dinge, die bei ihren Kindern ganz toll funktioniert haben, selbstverständlich auch bei anderen Kindern klappen müssen. Interessant, das gerade Eltern so über einen Kamm scheren und nicht bereit sind zu akzeptieren, dass andere Kinder vielleicht eben anders sind als die eigenen. Und das es nicht automatisch daran liegt, das die Eltern ihre Kinder zu rücksichtslosen Wesen erziehen, sondern schlicht und ergreifend daran, daß wir Gott sei Dank noch nicht alle DIN-genormt sind.
Wenn Eltern untereinander schon so vehement nur ihre eigene Sichtweise gelten lassen, nur das Wesen der eigenen Kinder als normal sehen, ist es nicht verwunderlich, dass kinderlose Menschen noch mehr Norm/Anpassung erwarten.
https://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/Rekapitulation-Kinderlaerm_88648.htm
Eine kleine Korrektur zu den Kommunikationssperren: Mit „5. Ein Verzeichnis der Folgen, die die typische Art nach sich zieht, mit der Eltern auf ihre Kinder reagieren“ in der Familienkonferenz 1972, im Anhang ab Seite 343, sind die typischen 12 Kommunikationssperren bereits auch aufgeführt.
WelchesBuch von Thomas Gordon kannst du als Einstieg und passend zu unserer Situation empfehlen?
Miteinander Reden 1-3 vor längerem gelesen.
Familie mit Tochter 2,5 und neugeborenem Sohn.
Ich hatte nämlich schon mal ein Buch, wo sich vieles konkret eher auf ältere Kinder bezog.
Vielen Dank und viele Grüße
Hallo Doris,
ich empfehle als Einstieg das Buch:
„Familienkonferenz – Die Lösung von Konflikten zwischen Eltern und Kind“, ursprüngliches Taschenbuch 1972. Oben als erstes aufgeführt.
Thomas Gordon bezieht sich nicht nur auf ältere Kinder.
die Kundenrezensionen z. B. bei Amazon sind für die Entscheidung ein Buch dort zu kaufen sehr interessant.
https://www.amazon.de/gp/product/3453602323/ref=as_li_qf_sp_asin_il_tl?ie=UTF8&tag=berufu-21&camp=1638&creative=6742&linkCode=as2&creativeASIN=3453602323&linkId=13dedbd2e31778e8f347029ec514f976
Das Buch ist wirklich nur ein Einstieg. Ich habe es 1991 gelesen und unverzüglich einen Kurs besucht. Erst damit konnte ich mit der praktischen Arbeit beginnen. Meine Kenntnisse kommen überwiegend aus dem Kurs, einem anschließenden Arbeitskreis und längerem üben. Das betrifft nicht nur die Ich-Botschaft. Den Artikel dazu habe ich inzwischen geschrieben. Er wird in Kürze hier erscheinen.
Miteinander Reden von Schulz von Thun ist ein großer Vorteil.
Warte gespannt auf den angekündigten Artikel.
Im Text oben wird u. A. hingewiesen auf Thomas Gordon „Die neue Familienkonferenz, 1993, Kinder erziehen ohne zu strafen“, ab Seite 162 unten.
Es handelt sich um die Erstausgabe in gebundener Form. Beim Taschenbuch kann es eine andere Seite sein.
Das Kapitel heißt: „Nicht-kontrollierende Methoden, um Kinder zu Verhaltensänderungen zu verlassen“ und darin „Alternative 4: Die konfrontative Ich-Botschaft“.