Oft hat nicht nur eine Person ein Problem. In der zwischenmenschlichen Kommunikation muss man dann entscheiden, welches Problem den Vorrang bekommt ohne dass eigene Problem deshalb zu vergessen. Diese Entscheidung richtet sich nach der Bedeutung des jeweiligen Problems mit Blick auf den gemeinsamen Erfolg. Bei kleineren Konflikten, die sich nicht nur auf eine Person beziehen, wird man auch ständig zwischen den 2 Werkzeugen umschalten müssen. „Wenn Sie auf Ihre Ich-Botschaft Widerstand oder eine vergleichbare Gefühlsreaktion erleben, müssen Sie rasch von der positiven <Senderhaltung> in die lauschende /verstehende Haltung wechseln.“ Thomas Gordon: „Die neue Familienkonferenz – Kinder erziehen ohne zu strafen

Beispiele dazu: nicht aufgeräumtes Zimmer, Schuhe liegen im Flur herum, Schuhe sind dreckig usw.

Geht es primär um gleichbedeutende Probleme von mindestens 2 Personen, müssen Ich-Botschaft und einfühlsames Zuhören im Wechsel erfolgen. Man nennt das auch kurzfristiges und mehrmaliges umschalten zwischen Ich-Botschaft und einfühlsamen Zuhören. Die Anwendung des jeweiligen Kommunikationswerkzeuges richtet sich nach der Befindlichkeit des jeweiligen Gesprächspartners. Die jeweiligen Gefühle sind auch hier sehr wichtig.

Das einfühlsame Beobachten nimmt eine übergeordnete Position ein. So ist diese Kommunikationsart auch bei der Ich-Botschaft mit Blickkontakt aktiv.

Ist ein Gesprächspartner sehr erregt, dann ist die Ich-Botschaft nicht die richtige Antwort darauf. Wir müssen unverzüglich zum einfühlsamen zuhören und beobachten umschalten. Gesprächspartner haben in dieser Situation ein sehr großes Bedürfnis ihre Probleme loszuwerden. Erst wenn die unangenehme Erregung ein niedriges Niveau erreicht hat, sind Gesprächspartner eher in der Lage, auf die Ich-Botschaft von ihren Partnern einzugehen.

Ein besonderer Fall der Unstimmigkeit ist bei Kindern im jüngeren Alter aus natürlichen Gründen möglich.

Beispiel aus meiner Tätigkeit als Hobby-Opa: Ein Kind (3 Jahre) kommt zu mir und sagt: „Ich hasse dich.“ Grund: Das Kind wollte mit mir malen. Ich war aber mit einem anderen Kind so sehr beschäftigt, dass ich vorerst den Wunsch des Kindes: „Opa male mit mir“ ablehnen musste. Hier geht es um Sprachkenntnisse.

Durch Beobachten des Gesichtsausdrucks und Verhaltens dieses Kindes (einfühlsames Beobachten) und einschätzen der Gesamtbeziehung konnte ich erkennen, dass das Kind ärgerlich über mein Verhalten ihr/ihm gegenüber war. So bat ich das Kind mir zuzuhören, denn ich musste was erklären (Rückmeldung als Ich-Botschaft): „Hassen bedeutet bei uns Erwachsenen, ich will dich nicht sehen, verschwinde. Du bist aber zu mir gekommen. Dein Gesichtsausdruck zeigt mir, dass du ärgerlich, ja sogar von mir enttäuscht bist, weil ich nicht mit dir male.“

Meine anschließende prüfende Frage: „Ist das so?“ wurde vom Kind mit „ja“ beantwortet.

Rückmeldungen sind bei der einfühlsamen Kommunikation sehr wichtig. Das Beispiel befindet sich im Kommentar vom 16.01.2018 bei „aktives einfühlsames Zuhören und Beobachten nach Johanna Graf“. Das Thema Stimmigkeit (Authentizität) ist im Beitrag „Die Ich-Botschaft – bedürfnisorientierter Umgang aller Beteiligter“ kurz dargestellt.

Bei diesem Beispiel wurden beide Werkzeuge benutzt: den Gesichtsausdruck einfühlsam beobachten und mit der sprachlichen Aussage vergleichen. Mit einer Ich-Botschaft erklären, wie das Gesagte einerseits und der Gesichtsausdruck (Gebärdensprache) andererseits auf mich wirkte.

Gleichzeitig mit der einfühlsamen Methode erkennen, was das Kind eigentlich mitteilen will.

Die Gelegenheit, dem Wunsch des Kindes zu entsprechen, ergab sich etwas später. Damit wurde das Problem des Kindes mit dem unerfüllten Wunsch und mein Problem, nicht gemocht zu sein, gemeinsam gelöst.

Die obigen Methoden erzeugen ein wirklich partnerschaftliches und vertrauensvolles Klima.

Das gewünschte Ergebnis einer Ich-Botschaft ist nicht grundsätzlich sicher. Vielleicht kommt die Antwort: „Ist doch mir egal.“ In diesem Fall unverzüglich in die einfühlende Kommunikation (zuhören und beobachten) umschalten. Eine weitere, eventuell erklärende oder auch mit Nachdruck versehene Ich-Botschaft bringt dann keinen Erfolg.

Beispiel:

Ein 3-Jähriges Mädchen sagt zu ihrer Mutter: „Ich kann das alleine“.

Beide befanden sich in einem Freizeitpark. Die Tochter wollte allein gehen. Die Mutter bestand aber darauf, dass die Tochter an der Hand der Mutter bleibt.

Grund aus der Sicht der Mutter: Sie befürchtete, dass die Tochter plötzlich andere Wege geht und in der Menge verschwindet. Dann müsste sie ihre Tochter mühsam und zeitaufwendig suchen. Das wäre ihr aber zu stressig gewesen, weil sie noch zwei weitere Kinder bei sich hatte. Allein die Sorge um diese eine Tochter hätte sie vollständig in Anspruch genommen.

Damit hat die Mutter das eben geschilderte Problem Stress und Sorge. Die Tochter hat aber auch ein Problem. Sie kann sich nicht frei bewegen und damit auch entsprechend entwickeln.

Wie könnte man diese beiden Probleme lösen?

Zunächst erklärt die Mutter ihre Ich-Botschaft aus ihrer Sicht in einfacher auf die Tochter bezogener Weise. Wir spüren: Hier ist Fantasie notwendig, die richtigen Worte zu finden. Einfach ist es, zu sagen was die Mutter empfindet. Das ist nicht angreifend und schafft Vertrauen.

Gleichzeitig achtet sie auch auf die Reaktionen der Tochter einfühlsam (Beobachten). Die Ich-Botschaft der Tochter (Ich kann das alleine) zeigt den Willen, ohne die Führung an der Hand der Mutter im Park zurecht zu kommen (Selbstbewusstsein). Diese Botschaft der Tochter wird ihr von der Mutter einfühlsam als Rückmeldung wiedergegeben.

Die Lösung des Problems besteht darin, dass eine einvernehmliche Regelung erarbeitet wird, bei der beide (Mutter und Tochter) im partnerschaftlichen Sinne gewinnen können.

Die Tochter bekommt so viel Freiheit wie möglich. Das fördert auch ihre Entwicklung.

Die Tochter hat aber auch von ihrer Mutter gehört, welche Sorge sie sich um sie macht.

Ergebnis: Ich habe dich verstanden, bitte verstehe mich auch.

Hinweise: Das ist eine miterlebte Geschichte als Zuschauer. Persönliche Daten kann ich aus Datenschutzgründen nicht erwähnen.

Fazit: Auch in einem Freizeitpark arbeitet eine Mutter. Kinderbetreuung ist hochwertige, zwischenmenschliche Beziehungs-Arbeit.

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