Eine aufmerksame Leserin meines Blogs, Franzi, sprach mich darauf an, ob ich nicht noch etwas zur geplanten Hausgeburt schreiben möchte, sie warte schon die ganze Zeit auf einen entsprechenden Beitrag. Was sie alles wissen wollte erfährst Du weiter unten.

Heute findet also mal ein Interview mit mir statt. 😉 Solltest Du noch weitere Fragen haben, schreib sie gerne in die Kommentare und ich beantworte sie dann (schnellstmöglich). 🙂

 

Du planst eine Hausgeburt. Warum möchtest Du Dein Kind zuhause bekommen? Ist etwas Schlimmes bei Deiner ersten Geburt passiert?

Ja, das stimmt. Also, dass ich eine Hausgeburt plane. Es sollte sogar zum jetzigen Zeitpunkt dieser nichts mehr im Wege stehen, da wir die magische Grenze von 37+0 bereits erreicht haben, ab der eine Hausgeburt für uns überhaupt möglich ist.

Ehrlicherweise habe ich mir in meiner ersten Schwangerschaft keine Gedanken über solche Dinge gemacht. Ich tat, was alle tun: regelmäßige Vorsorge inklusive monatlichem Ultraschall, und natürlich planten wir die Geburt in einem Krankenhaus.

Erst als 6 ½ Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin die Fruchtblase aus heiterem Himmel (während eines Lachanfalls) platzte, änderte sich mein Blickwinkel. Wir konnten nicht in unser gewünschtes Krankenhaus, da man dort erst ab 36+0 aufgenommen wird, und mussten in die Uniklinik.

Ich möchte (und kann auch kräftemäßig) nicht die komplette Geburtsgeschichte erzählen. Das würde auch den Rahmen des Interviews sprengen. Ich weiß gar nicht, ob es die Tatsache war, dass wir wirklich etwas ganz Schlimmes erlebt haben im Krankenhaus, die mich jetzt zu der Entscheidung einer Hausgeburt gebracht hat. Vielmehr waren es viele Kleinigkeiten, die zusammen mein Fazit ergeben, dass ich nicht mehr ins Krankenhaus möchte. Zumindest nicht für eine Geburt.

Kranken-Haus. Krankes Haus. Überall Keime, Viren, Bakterien. Wie ich es drehe und wende, unterm Strich hab ich da als „Nicht-Kranke“ nichts verloren, denn ich bekomme ein Kind. Nicht mehr und nicht weniger. Das natürlichste der Welt. Oder etwa nicht?!

Dein Wunsch war klar. Du hattest den Gedanken gefasst: das nächste Kind bekomme ich zuhause. Und dann?

Planer vor dem Herrn habe ich mich noch bevor ich schwanger wurde auf die Suche gemacht nach einer Hebamme, die Hausgeburten durchführt. Aufgrund der horrenden Versicherungssummen ist das nahezu unmöglich heute. Die meisten Hebammen betreuen daher keine Hausgeburten mehr. Meiner Meinung nach ist das so gewollt. Im Krankenhaus kann ja auch viel besser jedes Detail der Geburt kontrolliert und erfasst werden als zu Hause. Zu viel Individualität ist eben nicht gewünscht. Es wird mit der Angst der Mütter „gespielt“.

Ich habe z.B. nur einen einzigen Ultraschall machen lassen. Den großen, um die 20. Woche herum. Der Gynäkologe erklärte mir, dass eine Geburt das gefährlichste Ereignis im Leben eines Menschen sei. Unser aller Leben begann also schon mit dem gefährlichsten Ereignis? Und wir haben´s überlebt? Oha. Das ist ja nochmal gut gegangen. 😉

Zurück zur Frage.

Ich wusste, diesmal möchte ich eine Doula dabei haben. Die liebe Silke, bei der wir am Geburtsvorbereitungskurs in meiner ersten Schwangerschaft teilnahmen. Ich kontaktierte sie, erzählte, was wir planen und fragte, ob sie eine Hausgeburts-Hebamme kenne. Selbst sie konnte ad hoc keine Antwort darauf geben, recherchierte aber für mich und fand tatsächlich eine Hebammenpraxis, jedoch 40 km von uns entfernt. Aber immerhin, ich hatte Ansprechpartner, an die ich mich wenden konnte, sollten auf dem Schwangerschaftstest zwei Striche zu sehen sein.

Wir flogen in den Urlaub, und kamen erholt, ausgeruht und gestärkt wieder.

Und schwanger.

Wie bei unserem Großen auch wurde ich direkt im ersten Zyklus wieder schwanger. Als ob die kleinen Seelen im Himmel auf ihrer Wolke sitzen und darauf warten, dass wir endlich loslegen. 😀

Den positiven Schwangerschaftstest in den Händen haltend rief ich direkt bei Silke an und vereinbarte meinen ersten Termin mit den Hebammen Anna und Nele. Diese drei begleiten mich nun schon seit Mai 2017 durch Höhen und Tiefen.

Im Übrigen können Hebammen alles, was auch der Arzt kann, außer Ultraschall. Ich fühlte mich in meiner Schwangerschaft mehr als gut aufgehoben, ja, man kann sagen, es entwickelte sich sogar ein Vertrauensverhältnis, was für die anstehende Geburt sicher von Vorteil ist. Ich weiß wer da kommt und es wird keinen Schichtwechsel geben.

Und die Hebammen nehmen sich richtig viel Zeit. Niemals hat ein Gespräch unter einer Stunde gedauert. Ich konnte dort weinen, mich auskotzen, all meinen Seelenmüll abladen. Als Schwangere hat man ne Menge Hormone, die einen unter Umständen ganz schön durchrütteln können. 😉 Welcher Arzt hätte sich dafür Zeit genommen?!

Was sagt Deine Umgebung dazu? Dein Mann, Deine Familie?

Die erste Reaktion von Menschen, denen ich von unseren Plänen erzähle, ist immer: „Ach, echt? Warum das denn?“ oder auch „Das ist aber mutig. Würde ich mich nicht trauen“.

Unverständnis und Angst.

Mein Mann ist derartige „Hirngespinste“ von mir gewöhnt.

Ich hinterfrage, fühle hinein und treffe eine Entscheidung. In diesem Fall war klar, ich möchte in kein Krankenhaus. Welche Alternativen gibt es? Ein Geburtshaus haben wir hier nicht. Und zu Hause ist es doch am Schönsten, oder? Ich will diesmal jedenfalls kein Krankenhaus-Hemdchen tragen und Thrombose-Strümpfe überziehen, wenn es losgeht.

Ja, was trägt man denn bei einer Hausgeburt?

Das, worin Du Dich wohl fühlst. 🙂 Wie Anna, die Hebamme, so schön sagte: „Wenn es soweit ist, ziehen wir einfach schnell die Hose aus.“ 😉

Aber auch das entscheide ich spontan, je nachdem, wie ich mich fühle. Und sollte es eine Wassergeburt werden, werde ich vermutlich keinen Badeanzug tragen. 😉

Hast Du keine Angst, dass etwas passiert und Du dann keine ärztliche Hilfe bekommst?

Nein, gar nicht. Erstmal lebe ich im Vertrauen, dass der weibliche Körper dafür gemacht ist, Kinder zu bekommen. Auch ohne Schmerzmittel, PDA und dergleichen.

Darüber hinaus ist das nächste Krankenhaus gerade mal 3 km von unserer Wohnung entfernt. Sollten  wirklich ernsthaft Probleme auftauchen und ärztliche Hilfe notwendig werden, ob für mich oder für das Baby, sind wir schnell dort.

Gibt es Absprachen, wann ihr ins Krankenhaus verlegt?

Nein. Da verlasse ich mich auf die Erfahrung und Wahrnehmung der beiden Hebammen, die uns begleiten werden, und nehme an, was kommt. Sie sind eher alternativ eingestellt, was zu meiner eigenen Einstellung passt. Wir sind sozusagen auf einer Wellenlänge. Ich möchte z.B., dass die Nabelschnur noch auspulsieren kann, bevor mein Baby und ich voneinander getrennt werden. „Das machen wir sowieso“, lautete Annas Antwort. Keine weiteren Fragen, euer Ehren.

Was muss man generell bei einer Hausgeburt beachten? Muss man die Räume vorbereiten und wenn ja, wie?

Es empfiehlt sich, ein paar Vorkehrungen z.B. zwecks Reinlichkeit vorzunehmen, ja. So haben wir Malervlies besorgt, das man auf Couch, Bett etc. legen kann. Darauf Decken.

Außerdem hat uns die Hebamme geraten, folgende Dinge zu Hause griffbereit zu haben:

  • Alte Decken
  • alte Handtücher
  • Kaffee – nicht zum Trinken für übermüdete Zeugen sondern als Kompressen zum Einreiben des Dammes
  • große Müllbeutel
  • Gefrorene Erbsen / Kühlakkus

Darüber hinaus kannst Du noch folgendes besorgen:

  • Massageöl
  • Kerzen
  • Musik
  • Aromaöl
  • Sitzsack
  • Gymnastikball
  • Snacks – ich habe Rohkostriegel, Studentenfutter und Bananen im Haus für den Fall, dass ich Hunger bekommen sollte
  • Tuch oder Decke, um das Baby anschließend warm zu halten

Hast Du Sorge, dass die Nachbarn alles mitbekommen?

Ja, irgendwie schon. Wir leben in einer Mietwohnung in einem 8-Parteien-Haus. Silke, meine Doula, hat mir den Tipp gegeben, die Nachbarn einfach zu informieren über unsere Pläne. Also entwarf ich einen kleinen Flyer, heftete für jeden Bewohner eine kleine Packung Gummibärchen dran – Nervennahrung – und warf alles in die jeweiligen Briefkästen.

 

 

Aber nur weil ich ein Kind bekomme, heißt das ja nicht, dass man mein Geschrei noch 3 km weiter hören muss. 😉 Ich lasse es einfach auf mich zukommen. Wenn ich mir vorstelle, in unserem Haus würde eine andere Frau ein Kind bekommen, ich fände es spannend, auf eine gewisse Art und Weise Zeuge zu werden. Auch, wenn es nachts ist. 😉

Welche Menschen werden während der Geburt für Dich da sein? Wie wird euer großer Sohn betreut sein? Ist er sogar vielleicht dabei?

Zu Beginn wird eine der beiden Hebammen dabei sein, die andere kommt dann in der Endphase dazu. Auch Silke, meine Doula, wird natürlich anwesend sein. So habe ich das Rundum-Sorglos-Paket und die perfekte 1:1-Betreuung – von der ich ja sehr viel halte! 😉 – gebucht. Hebammen für die physische Seite, die Doula für die psychische Unterstützung.

Emil, unser Großer, wird von meinem Mann betreut werden. Ich bin ja anderweitig versorgt und ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, mein Mann ist nicht so furchtbar erpicht darauf, meine Wellen mit mir zu veratmen. 😉

Ob Emil dabei ist oder nicht entscheidet er selbst, und wir als Eltern aus der Situation heraus. Ich möchte einfach, dass er jederzeit das Gefühl haben kann, zu mir zu kommen, wenn er das möchte. Zudem habe ich gelesen, dass eine Brustwarzen-Stimulation den Muttermund schneller öffnet. Da wir noch stillen wäre das eine gute Möglichkeit, einen Testlauf zu starten.

Für die Vorbereitung haben wir ein tolles Buch von Silke bekommen: „Runas Geburt“. Da geht es um ein kleines Mädchen, Lisa, dessen Mutter zu Hause die kleine Schwester, Runa, auf die Welt bringt. Lisa ist dabei. Emil liebt das Buch.

Was hast Du in der Vorbereitung getan, dass es diesmal eine gute Geburt wird?

Diesmal ehrlich gesagt gar nicht viel. Ich habe mit der Betreuung meines Sohnes und meinem Blog so viel um die Ohren gehabt, dass ich mir keine Kapazitäten geschaffen habe, einen Yoga-Kurs oder ähnliches zu besuchen. Die Zeit der Schwangerschaft ging aber dann auch so schnell vorbei. Ihr kennt das sicher. 😉

Was ich allerdings – auf Anraten meiner Freundin, die im Juli ihr erstes Kind bekommen hat und begeistert war – gelesen habe, ist das Buch „Hypnobirthing“ von Marie Mongan. Es ist nicht damit getan, dass man das Buch liest, man muss auch üben. Das Atmen etwa. Sollte es bei mir funktionieren, werde ich darüber auf dem Blog berichten. 🙂

Außerdem habe ich mir das Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmid durchgelesen. Auch wenn ich keine solche plane: Es kann nicht verkehrt sein, ein wenig Hintergrundwissen mitzunehmen.

Bei Emil, unserem Erstgeborenen, war ich aufgrund der Frühgeburt gar nicht vorbereitet und hatte mich mit dem Thema Geburt noch überhaupt nicht befasst. Dieses Mal ist es anders.

Was kostet eine Hausgeburt?

Ich möchte dazu sagen, dass ich keine allgemein gültigen Aussagen hierzu machen kann. Ich spreche einzig von unserem ganz persönlichen Fall:

Für die Hebammen wird eine Rufbereitschaftspauschale fällig. Diese beträgt (seit diesem Jahr starten Anna und Nele einen Testlauf, damit sich eigentlich jeder eine Hausgeburt leisten kann) mindestens 300 Euro, wovon die Krankenkasse 250 Euro übernimmt. Bisher berechneten sie 500 Euro. Normal sind zwischen 500 und 2000 Euro. Je nachdem, was es einem wert ist bzw. man sich auch leisten kann, überweist man dann, wenn die Rufbereitschaftszeit losgeht, was ab 37+0 der Fall ist.

Spontan kann ich mich noch entscheiden, den Miet-Pool zu nutzen, damit eine Wassergeburt (außerhalb der Badewanne) möglich ist. Dieser hat etwa die Größe eines Planschbeckens und kostet 50 Euro gesamt.

Darüber hinaus zahlen wir natürlich für die Doula. Silke bekommt für ihre Arbeit 750 Euro. Das beinhaltet 2-3 Vorgespräche in der Schwangerschaft, Rufbereitschaft Tag und Nacht 10 Tage vor und 10 Tage nach dem Entbindungstermin, die komplette Geburtsbegleitung und 2-3 Nachgespräche im Wochenbett und der Stillzeit. Silke ist auch als Fotografin tätig und wird die Geburt zusätzlich mit der Kamera begleiten.

Es gibt durchaus auch die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung durch die Krankenkasse. In diesem Fall braucht es wohl ein ärztliches Attest, dass vorherige Geburten traumatisch verliefen o.ä.

Da, vor allem für uns Selbstbetreuer, 750 Euro kein Pappenstiel sind, könnte man die vielen Fragen nach sinnvollen Geschenken zur Geburt beantworten mit: „Ich wünsche mir eine Beteiligung an den Kosten für meine Doula. Denn was gibt es Wichtigeres, als einen schönen Start ins Leben?!“

 

Für weitere Infos: Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. ->  www.quag.de -> Die QUAG e.V. hat sich die Erfassung, statistische Auswertung und Veröffentlichung der Daten zur Qualität der jährlich rund 10.000 außerklinisch betreuten Geburten in Deutschland zur Hauptaufgabe gemacht.

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