Wenn wir als Eltern mit dem Leid unseres Kindes konfrontiert sind, dann ist das immer als wenn wir selbst betroffen wären. Vielleicht sogar noch schlimmer. Es ist wichtig, dass wir wissen, wie wir uns in Notsituationen verhalten sollten. In diesem Artikel erfährst Du, was Du tun kannst, wenn…
- sich Dein Kind verletzt
- wenn es blutet
- wenn es sich verbrannt hat
- wenn es Putzmittel oder Spülmittel getrunken hat
- wenn es einen Sonnenstich oder einen Hitzeschock hat
- wenn es unterkühlt ist
- wenn es eine Gehirnerschütterung hat
- wie Du Krupp-Husten erkennst
- was Du bei Atemstörungen tun kannst
- was ein „akuter Bauch“ ist und wie Du ihn erkennst
- was ein Fieberkrampf ist
- was Du bei einem Bienenstich tun kannst
- wann der Heimlich-Handgriff zur Anwendung kommt
Du siehst, es gibt viel zu lesen. Legen wir los. 🙂
Höre auf Dein Bauchgefühl
Wichtig ist zunächst, dass Du stets auf Dein Bauchgefühl hörst. Wir Eltern haben ein sehr gutes Gefühl dafür, was unsere Kinder gerade in dieser Situation (von uns) brauchen. Wenn Du das Gefühl hast, Du möchtest zum Arzt, weil Du Dich damit sicherer fühlst, dann zögere nicht und rufe euren Kinderarzt oder sogar den Notarzt an. Die hier aufgeführten Hinweise, Tipps und Erklärungen sind keinesfalls durch einen ärztlichen Rat zu ersetzen! Es sind lediglich Wegweiser, was Du als Ersthelfer tun kannst.
Verletzungen (Blutverlust, Schmerz, Infektion)
Idealerweise benutzt Du bei der Versorgung Einmalhandschuhe. Bei der Erstversorgung verwende bitte keine Salben, Sprays usw. Bei (Verdacht auf) Bissverletzungen gehe sofort zum Arzt. Bei unsauberen, klaffenden Wunden innerhalb von 6 Stunden zum Arzt. Je nach Befinden sollte der Patient sitzen oder liegen.
Grundsätzlich gilt: Das, was Probleme macht, kommt immer nach oben! -> hochlagern
Patienten betreuen und trösten, Atmung kontrollieren, Eigenwärme des Patienten erhalten.
Knochen- und Gelenkverletzungen
Prellungen und Verstauchungen erkennst Du daran, dass eine Schwellung vorhanden ist, oft gerötet, mit Druck- und Bewegungsschmerz einhergehend. Prellungen und Verstauchungen sind oft schmerzhafter als ein Bruch.
Verrenkungen sind besonders schmerzhaft. Hier ist eine Schonhaltung empfehlenswert, da sich der Körperteil in einer unnatürlichen Form oder Stellung befindet. Oft einhergehend mit Schwellung und Rötung.
Offene Brüche erkennst Du daran, dass etwas herausguckt. Bei Brüchen generell gilt auch hier wie bei den Verrenkungen: Schonhaltung einnehmen.
Grundsätzliche Maßnahmen:
- Wundversorgung (siehe Verletzungen)
- Ruhigstellen ohne Korrektur der Lage
- PECH-Regel (kommt aus dem Sport)
- Pause
- Eis / Kühlen
- Compression (z.B. Schuh anlassen)
- Hochlagern
Lebensbedrohliche Blutung
Bei einer lebensbedrohlichen Blutung liegt ein hoher Blutverlust vor.
Schockzeichen des Patienten: Blässe, kaltschweiße Haut, Zittern, schneller, flacher Puls, Bewusstseinsstörung
Blutung stillen:
- Druck auf die Wunde, ggf. Druckverband
- Beine hochlagern oder in leichte Kopftieflage bringen (besonders bei Säuglingen)
Verbrennungen
Entgegen der Meinung vieler sollte man bei Verbrennungen nicht kaltes Wasser benutzen, sondern warmes Wasser. Lasse fließendes warmes Wasser etwa drei Minuten über die Verbrennung laufen. Lege dann eine sterile Kompresse darauf.
Wichtig: Verwende auf keinen Fall Ice-Packs! Der Körper kann den Unterschied zwischen Verbrennung (zu heiß) und Eis (zu kalt) nicht verarbeiten und es kann zum Schock kommen!
Nachdem das Wasser über die Verbrennung gelaufen ist, ist es empfehlenswert ein Gel-Pack aus dem Kühlschrank aufzulegen, um leicht zu kühlen. Grundsätzlich gilt: 10 Minuten kühlen / 10 Minuten nicht kühlen – immer im Wechsel.
Stelle sicher, dass der Patient seine Eigenwärme behält und nicht auskühlt. Gib dem Patienten schluckweise zu trinken und gebe bitte keine Salbe, Sprays oder ähnliches auf die Verbrennung.
Säuren / Laugen / Gift / Putzmittel
Sollte der Patient (z.B. ein Kleinkind) versehentlich etwas vom oben genannten getrunken haben gib ihm zunächst schluckweise Wasser zu trinken.
Rufe den Arzt Deines Vertrauens an oder den Giftnotruf (in diesem Falle die bessere Wahl): Vorwahl Deines Wohnortes und 19240 wählen.
Sollten Beschwerden auftreten wie Bauchschmerzen, Kopfweh etc. konsultiere einen Arzt vor Ort.
Wenn Dein Kind Spülmittel getrunken hat, ist der erste Impuls sicher, in Panik zu verfallen. Das ist nicht nötig. Oftmals ist es nicht so schlimm, wie man denkt. Konsultiere trotzdem einen Arzt, wenn Du Dich dann sicherer fühlst (ich würde das auch tun).
Sonnenstich
Bei einem Sonnenstich ist nur der Kopf betroffen. Im Gegensatz dazu der Hitzschlag, bei dem der ganze Körper betroffen ist – dazu im nächsten Abschnitt mehr.
Merkmale eines Sonnenstichs:
- Heißer Kopf
- Nackensteife
- Übelkeit bis Erbrechen
- Bewusstseinstrübung
Maßnahmen:
- In den Schatten gehen
- Oberkörper hochlagern
- Kopf kühlen (nicht erfrieren!)
- Kontrolle der Vitalfunktionen, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle
Hitzeschock
Bei einem Hitzeschock ist die Körpertemperatur normal, die Haut aber feucht. Der Patient zeigt Schockzeichen auf. Das Bewusstsein ist getrübt bis zur Bewusstlosigkeit.
Maßnahmen:
- In den Schatten gehen
- Schocklage (Füße hoch)
- Bei klarem Bewusstsein trinken lassen
- Kontrolle der Vitalfunktionen, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle
Unterkühlung
Phase 1: Frieren, Gänsehaut, blaue Lippen
Phase 2: Schläfrigkeit (bitte nicht den Patienten abrubbeln)
Phase 3: Bewusstlosigkeit
Maßnahmen:
- Nasse Kleider ausziehen
- In warme Decken hüllen
- Solange bewusstseinsklar: warme, gezuckerte Getränke geben
Gehirnerschütterung
Zum Beispiel nach einem Sturz kann es sein, dass der Patient sich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Überprüfe das Bewusstsein. Liegt ein Bewusstseinsverlust vor, auch nur sehr kurz? Kann sich der Patient orientieren? Kann er sich an alles erinnern oder gibt es Erinnerungslücken? Hat der Patient Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Platzwunden oder Prellmarken?
Maßnahmen:
- Oberkörper erhöhen
- Bei Bewusstseinstrübung: frühzeitig stabile Seitenlage
- Kontrolle der Vitalfunktionen, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle
Krupp-Syndrom
Krupp-Syndrom erkennst Du an dem markanten bellenden Husten. Der Patient ist heiser, ggf. hat er leichtes Fieber. Nachts ist es schlimmer als tagsüber.
Maßnahmen:
- Kontrolle durch Kinderarzt
- Hohe Luftfeuchtigkeit (z.B. durch heißes Wasser im Bad)
Atemstörungen
Maßnahmen:
- Oberkörper hoch
- Frische, kühle Luft
- Beengende Kleidung lockern oder öffnen
- Bei Kindern auf dem Arm (sitzend) betreuen
- Kontrolle der Vitalfunktionen, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle
Wichtig: Bei Atemnotzeichen zum Arzt oder sogar Notarzt rufen!
Akuter Bauch
Zum Beispiel nach einem Unfall. Der Patient hat Schmerzen im Bauchraum und ggf. Prellmarken.
Das markanteste Merkmal ist eine brettharte Bauchdecke. Der Patient muss SOFORT zum Arzt, da unter Umständen eine Wunde im Bauchraum vorliegt. Gegebenenfalls zunehmende Schockzeichen beim Patienten.
Maßnahmen:
- Schonhaltung: Rückenlage, Beine anwinkeln
- Wundversorgung (siehe Verletzungen)
- Kontrolle der Vitalfunktionen, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle
- Weitere Maßnahmen entsprechend der Symptome
Fieberkrampf
Rufe den Notarzt!
Ein Fieberkrampf ist ein Wärmestau im Körper des Patienten. Fieberkrämpfe können zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr vorkommen. Der Patient hat Krämpfe am ganzen Körper. Möglicherweise verdreht er die Augen. Ein Krampf dauert etwa 5-10 Minuten. Auch eine Bewusstseinstrübung kann mit einem Fieberkrampf einhergehen.
Maßnahmen:
- Notieren: Wie lange hat der Krampf gedauert?
- Den Patienten nicht festhalten!
- Den Patienten und alle Umstehenden vor Verletzungen schützen, ggf. den Kopf abpolstern
- Nach dem Krampf stabile Seitenlage anwenden (Verlinkung!)
- Kontrolle der Vitalfunktionen – ständig, ggf. Krankenwagen rufen, Eigenwärme des Patienten sichern, psychische Kontrolle, trösten und beruhigen
Bienenstich im Mund- und Rachenraum
Bei Allergikern muss sofort der Notarzt gerufen werden. Stiche schwellen sehr schnell an und können zur Lebensgefahr werden (Erstickungsgefahr). Oft haben Allergiker, die von der Allergie wissen, einen sogenannten Epipen bei sich. Zusätzlich hilft es, wenn von außen gekühlt wird (richtig kalt)
Bei Betroffenen, die nicht allergisch sind schwillt der Stich nicht ganz so schnell an. Der Stich sollte quasi „eingefroren“ werden (eiskalt kühlen).
Heimlich-Handgriff
Wenn sich Menschen verschlucken und daran zu ersticken drohen, kann man den sogenannten Heimlich-Handgriff anwenden.
Bei Vorschulkindern sollte dieser jedoch niemals angewendet werden, weil der Druck einfach zu heftig ist. Stattdessen: Fliegergriff und auf den Rücken von unten nach oben schlagen. Wenn sie größer sind kann man sie übers Knie legen.
In der letzten Konsequenz kann man den Finger in den Hals stecken