Es jährt sich. Mal wieder.
Immer um diese Jahreszeit werde ich traurig. Nicht so, dass meine Welt zusammenbricht. Nicht mehr jedenfalls. Aber eine tiefe innere Sehnsucht ergreift mich. Diese Leere, die ich spüre, als wär es gestern gewesen. Dabei ist es fast 20 Jahre her.
20 Jahre!!
Damals war ich blutjunge 17. Ich verbrachte mit meinem ersten Freund, er war Amerikaner, einen wunderschönen Urlaub auf Fuerteventura und wir genossen es, alleine unterwegs zu sein. Zusammen zu sein, denn viel Zeit hatten wir nicht, da er in den USA lebte und ich hier in Deutschland. Wir lernten uns während meines einjährigen High-School-Aufenthaltes kennen.
Und als nun die räumliche Trennung anstand, hatten wir diesen Gedanken.
Einen Plan.
Wir dachten, wir wären so erwachsen…
Wenn wir nur ein Kind hätten. Das würde uns verbinden über diese große Distanz.
Und siehe da: Ich wurde tatsächlich schwanger. Ganz zum Leidwesen meiner Eltern.
Meine Mutter drückte mir vor dem Urlaub noch 100 Mark in die Hand, damit wir manuelle Verhütungsmittel kaufen konnten. Das Geld gaben wir jedoch anderweitig aus. 😉
Nach dem Urlaub ging ich auf Drängen meiner Eltern zum Gynäkologen, um mir die Pille verschreiben zu lassen – würde ich mit meinem heutigen Wissen nie wieder einnehmen!
Die Routine-Fragen des Arztes brachten zum Vorschein, dass ich seit 6 Wochen keine Periode hatte.
Huch. Ups.
„Aber schwanger bist Du nicht, oder?“ fragte mich der nette Arzt mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Keine Ahnung“, antwortete ich und zog meine Schultern vielsagend in die Höhe.
So fand ich mich Minuten später auf der Toilette wieder, um ein Röhrchen mit Urin zu füllen.
Im Wartezimmer harrte ich nun dem Schicksal, das da auf mich zukommen würde. Mir gegenüber saß eine Mutter mit sehr kleinem Baby in einem Maxi Cosi, das fürchterlich schrie. Und ich bekam Angst. Was, wenn ich tatsächlich schwanger bin?! Kann ich das? Schaffe ich das? Und vor allem: Wie um Himmels willen werden meine Eltern reagieren?
Der Test brachte die Tatsachen ans Licht: Eindeutig schwanger.
„Sollen wir es Deinen Eltern zusammen sagen?“ fragte der wirklich sehr nette Arzt einfühlsam.
„Nein, nein. Ich schaffe das schon“, entgegnete ich mit gesenktem Kopf.
Doch ich wusste: ein extrem unangenehmes Gespräch stand mir nun bevor…
Und so war es auch. Ich wurde direkt auf mein Zimmer geschickt, dort weinte ich alleine stundenlang. Missverstanden. Irritiert. Ängstlich. Und schwanger.
Irgendwie hatte ich mir diesen Moment freudvoller erträumt.
„Was soll nun aus ihr werden? Keine Ausbildung, keine Perspektive, der Freund weit weg…“
Meine Eltern waren ebenfalls irritiert. Ängstlich. In Sorge.
…Und sauer.
Am Nachmittag fuhr ich zu meiner besten Freundin, um mich bei ihr auszuheulen. Noch bevor ich dort ankam, bekam ich starke Blutungen. Ich dachte: Gott sei Dank, ich bin doch nicht schwanger, das ist meine Periode.
Doch es kam anders.
Ich rief auf Anraten meiner Freundin direkt beim Gynäkologen an und machte mich nun ein zweites Mal am gleichen Tag auf, mit der Straßenbahn in den Nachbarort zu fahren.
Während des Ultraschalls dann die Worte, die ich nie wieder vergessen sollte:
„Ich kann keinen Herzschlag mehr feststellen, doch um ganz sicher zu gehen komm doch in zwei Tagen wieder und wir schauen nochmal nach“.
In zwei Tagen? Waaaaas??
Du kannst Dich vielleicht einfühlen, was in mir in diesen zwei Tagen vorging.
Nichts. Und dann wieder ganz viel.
Verdammt, ich war 17 Jahre jung.
Am Mittwoch dann (den Wochentag erinnere ich selbst nach 20 Jahren noch!) die endgültige Diagnose:
„Dein Kind lebt leider nicht mehr, Jenny“.
Während ich hier sitze und schreibe schießen mir die Tränen in die Augen. Immer noch. Nach so langer Zeit.
Ich sollte nie wieder darüber sprechen. „Der liebe Gott hat es entschieden. Und es ist gut so“, lautete die Standard-Antwort, wenn ich das Bedürfnis hatte, über den für mich so weitreichenden Verlust sprechen zu wollen.
Ja, ich war jung. Und ja, ich war erst in der 6. Woche.
Doch hey, ich habe dieses Baby, MEIN Baby, gesehen. Ich hätte es auf jeden Fall bekommen, das stand für mich auch mit 17 nicht zur Diskussion.
Zeit meines Lebens machte ich mir Vorwürfe, ich sei schuld, da ich so heftig geweint habe. Heute weiß ich, es hat damit nichts zu tun.
Doch der Schmerz bleibt.
Der errechnete Entbindungstermin war der 21. März 1998.
Mein Baby wäre heute 19 Jahre alt.
Ich stelle mir vor, es lebt bei den Engeln, ist wahrscheinlich selbst einer. Und zwar einer, der immer bei mir ist. Der auf mich achtgibt, mich beschützt und mich behütet. Der im Himmel auf einer Wolke sitzt, seine großen Flügel ausbreitet und auf meine Familie und mich voller Liebe und Verständnis hinuntersieht.
Du warst nie vergessen und Du wirst nie vergessen sein. Danke, dass Du bei mir bist.
Ich liebe Dich, mein Sternenkind.
10.09.2017 wäre unser Entbindungstermin gewesen. Den Moment des Ultraschalls werde ich nie vergessen. Das kleine Baby.. So perfekt.. Und doch nicht. Der Herzschlag ist einfach nicht mehr da. In der 11. Woche hat es einfach aufgehört zu schlagen. Der Schmerz ist unbeschreiblich.
Liebe Sabrina, noch so frisch. Ich weiß genau, wie Du Dich fühlst. Auch nach 20 Jahren kenne ich das Gefühl noch ganz genau. Leider muss ich sagen. Ich wünsche Dir eine Familie, die Dich auffängt und Dich im Schmerz begleitet. Und schicke Dir eine ganz feste Umarmung. Deine Jenniffer
Liebe Sternenmamas,
Mein kleiner Engel würde bald 5 werden und ich habe ihn nach einer komplikationsfreien Schwangerschaft kurz vor dem ET per Kaiserschnitt bekommen und 10 Tage später verloren… Ich bin zu einer letzten Kontrolle ins Krankenhaus überwiesen worden und die Ärztin dort hat seeehr lange für den Ultraschall gebraucht, eine Kollegin dazu geholt, gefragt, ob ich bei den Vorsorgeuntersuchungen gewesen wäre und dann plötzlich alles für einen Notkaiserschnitt vorbereitet. Für Erklärungen blieb keine Zeit. Hinterher habe ich erfahren, dass er einen Herzfehler und eine Hirnblutung hatte, die meine Frauenärztin wohl übersehen hatte… Er wurde reanimiert, lag auf der Intensivstation und war nie bei Bewusstsein. Aber als er dann gegangen ist, hat er so lange „gewartet“ bis wir bei ihm waren ❤ und ich werde ihn immer über alles lieben!!!
Zum Glück haben wir danach noch ein Mädchen und einen Jungen bekommen, bei denen alles gut gegangen ist und die geblieben sind und meiner Familie das Lachen zurück gegeben haben ❤
Liebe Grüße
Liebe Mamamaus, ich habe Tränen in den Augen. Ihr habt viel durchgemacht. Was soll ich sagen? Es ist einfach schrecklich. Nicht meinem ärgsten Feind wünsche ich, so etwas erleben zu müssen. Ich drücke Dich fest. Danke für Deine Geschichte. Deine Jenniffer
Liebe Sternenmamas,
Auch mein Kommentar lautet stets, Irgendwas stimmte einfach mit meinem Körper nicht sonst hätte ich meine Zwillinge gesund zur Welt gebracht. Der liebe Gott hat entschieden und es ist okay so.
Aber nein, es ist nichts okay. Ich vermisse täglich zwei kleine Menschen, meine Babys, bei denen ich nicht mal die Chance hatte, sie kennen lernen zu dürfen. Ssw 5 und 13 verloren.
Umso dankbarer bin ich für ein wunderbares Mädchen und einen zauberhafter Jungen, die mir täglich mein Herz mit Liebe füllen.
Liebe Jennifer, Du bist nicht alleine. Zu wissen, dass es viele Mamis gibt, die diese Erfahrung machen mussten, gibt mir manchmal Kraft. Ich drücke Dich. Danke für Deine Geschichte. Deine Jenn
Liebe Frauen! Ich wünsche euch so sehr alles Gute und es tut mir so leid, was ihr erleben musstet. Ich weiß, meine Geschichte ist lächerlich dagegen, aber ich habe nur diese und danke dem Schicksal dafür. In der Schwangerschaft mit meinem ersten so erwarteten und erwünschten Kind hatte ich von der ersten Sekunde Panik, dass dieses große Glück für mich nicht sein kann. Ich glaubte den Tests nicht, ich wartete sehnsüchtig bis zur 12Wochengrenze und ich fühlte jeder Bewegung nach. Dann in W17 keine Bewegung mehr, den ganzen Abend, die Nacht. Mitten in der Nacht hatte ich Panik, heulte, mein Mann wollte ins Krankenhaus aber ich sagte wir warten bis morgens der Arzt öffnet. Ehrlich gesagt hatte ich einfach Angst was man mir sagen würde. Ich ging zum Frauenarzt direkt als er aufmachte, saß schwitzend und angespannt auf dem Stuhl und dann sagte er „alles in Ordnung!!“ der kleine hatte sich nur so gedreht, dass ich die vorher kräftigen Tritte nicht mehr merkte… Ich werde die Panik nie vergessen und ich danke für jeden Tag, an dem mein kleiner Junge nun bei mir ist. Ich kann euch nur bewundern, wie ihr das durchsteht und den Mut für ein weiteres Mal fandet.
Und Jenny, es tut mir so leid, nicht nur, dass einem herzlichen Menschen wie Dir so ein Unglück widerfahren ist, auch, dass das Umfeld so unsensibel und (darf ich hier mal werten?) furchtbar reagiert hat! Gut, dass du es für Dich verwunden hast. Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute und immer Gesundheit!
Liebe Mamabär, es ging mir bei Emil genau so. Ich hatte aufgrund der früheren Fehlgeburt panische Angst, ihn wieder zu verlieren. Ich lag die ersten 3 Monate fast ausschließlich auf der Couch und bewegte mich kaum. Übertrieben dargestellt. 😉 Deine Worte berühren mich und ich danke Dir herzlich für Dein Mitgefühl. Gott sei Dank hast Du so etwas nicht erleben müssen. Deine virtuelle Umarmung tut gut. Deine Jenn
Liebe Frauen da draußen,
Ich danke jeder Frau die den Mut hat über das Thema zu sprechen.
Ich habe es zwei mal erlebt.
Der Moment wenn der arzt still wird und auf dem Ultraschall herumsucht…..dein herz pocht….und du innerlich weißt dass etwas nicht stimmt.
Es werden immer unvergessene momente bleiben die uns erinnern dass das Leben kostbar ist.
Das Leben immer ein Wunder ist…nie selbstverständlich.
Und das wir der Natur vertrauen müssen, auch wenn es manchmal weh tut.
Sie weiß wann es zeit ist zu kommen oder zu gehen.
Ich hoffe meine engelchen schicken bald ein Geschwisterchen auf den weg.
Ich wünsche jeder Frau die so etwas erlebt kraft und Hoffnung! !
Liebe Franziska, ich drücke Dich ganz fest. Und ich bin mir sicher, dass eine kleine Seele schon darauf wartet, zu euch kommen zu dürfen. Und zu bleiben. Von Herzen, Deine Jenn
Ich verstehe das gut! Nummer 1 wäre heute 25. ich bin heute 40. mein damaliger Freund hat mir das Kind unwissentlich aus dem Leib geprügelt. Er war zwar ein arsch aber ich weiß, dass er sich um sein Kind gekümmert hätte. Da war ich in der 13. Woche und war mir so sicher wie nur irgendwas, dass ich mich s bekommen würde. Danach war ichnoch vier Jahre mir leid hm zusammen. Danach waren Kinder lange kein Thema mehr, ich wollte keines vor dreißig! Dann Schlich sich als ich 28 war, ich ca. ein halbes Jahr meine periode nicht mehr gehabt hätte und der Arzt deshalb mitten in der Diagnostik war unsere Tochter in unser Leben. Der Arzt war fassungslos,ich auch, so ca. zwei Tage, denn geplant wars ja anders…… dann war ich nur noch Glückseelig! Mein Mann auch! Die kam auf die Welt, sah und siegte noch mehr! Nun ist st sie elf. Als sie 3 war entschieden wir uns für ein zweites Kind. Es klappte schnell…… nur stellte sich bei mir keine Freude auf das Kind ein, wahrscheinlich aus gutem Grund, es könnte oder wollte nicht bleiben, tot in Woche zwölf….. mit Ausschabung. Danach klappte es gleich wieder, Abbruchblutung in der 5. Woche. Der, der danach kam, der blieb!!!! Und wie!!!!! Er brauchte mich mit Haut und Haaren und ich vermutlich ihn!!!! Ich bin unfassbar stolz auf meine beiden wunderbaren Kinder! Vielleicht hätte ich sie nicht, wenn die anderen nicht gegangen wären!Trotzdem hätte ich sie gerne kennen gelernt!
Liebe Dine, eine bewegende Geschichte, die Du mit uns teilst. Ich danke Dir für Dein Vertrauen. Und ich fühle so sehr mit jeder einzelnen Frau, die dies durchleben musste. Schön, wenn man sich fokussieren kann auf die Kinder, die man jetzt hat und für diese ganz da zu sein. Alles Glück der Welt für Deine Familie und Dich. <3 Deine Jenniffer
Hallo
Ich habe diesen verlust genau viermal durchgemacht und das in Wochen wo man nicht denkt das sowas schlimmes noch passieren könnte.
Mein erstes Baby verlor ich in der 17.ssw,das zweite in der 18.ssw das dritte in der 20.ssw und das vierte in der 6. Ssw.Und alle sollte ich normal entbinden,was aber nur einmal ging.Ausser das in der 6.ssw.Von zwei babys habe ich auch fotos und wir konnten uns auch verabschieden.
All diese kinder gehören genauso zu uns wie die zwei die uns geblieben sind. Sie passen alle auf uns auf von oben.
Liebe Bianca, viermal? Mir fehlen die Worte. Das ist furchtbar schrecklich. 🙁 Du bist sehr tapfer. Ich danke Dir, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst. <3 Deine Jenniffer