Haaaaaalloooooo, ich bin´s, der Emil.
Heute habe ICH mich mal an Mamis Computer gesetzt, um euch etwas zu erklären.
Nämlich, was so in mir vorgeht.
Das muss einfach mal aus mir raus. Ich habe nämlich den Eindruck, dass viele Mamis von anderen Kindern das gar nicht wissen.
Heute zum Beispiel im Schwimmbad, da war eine Mami, die ihrer Tochter die ganze Zeit zugerufen hat, sie solle dies und jenes NICHT TUN. Die hat einfach weitergemacht und überhaupt nicht reagiert auf die Forderungen ihrer Mutter. Das kenne ich. Meine Mama treibt das auch zur Weißglut. Aber seit sie weiß, warum ich darauf nicht reagiere, kann sie viel besser mit diesen Situationen umgehen.
Manchmal ärgere ich sie ein bisschen. Wenn sie „nein“ sagt, lache ich sie an und mach´s gerade noch mal. Was für ein Spaß. 😀
Inzwischen hat sie sich angewöhnt, einfach gar nicht mehr „nein“ zu sagen. Bringt ja eh nichts, sagt sie. Und sie hat Recht. Bei Mamis von anderen Kindern habe ich schon gesehen, dass diese dann ganz böse gucken und in einem sehr ernsten Tonfall „nein“ sagen. Das hat mir ehrlich gesagt dann auch ein bisschen Angst gemacht. Und weißt Du, wir Kinder wollen keine Angst haben!
Wie gesagt, meine Mami hat im Prinzip schon aufgegeben, „nein“ zu sagen. Inzwischen darf ich alle Küchenschränke ausräumen. Naja, fast alle. Die, die für mich gefährlich sind, hat Mama mit einer Kindersicherung verschlossen.
Das akzeptiere ich. Manchmal. 😉
So habe ich die Tee-Schublade jetzt für mich entdeckt, die ich täglich (mindestens einmal) ausräume und die Beutel aus dem Papierumschlag popele. Mami hat sogar aufgegeben, die Schublade immer und immer wieder zu sortieren. Inzwischen schmeißt sie einfach alles zurück hinein.
Weißt Du, manchmal gibt es aber Situationen, da muss mir Mami dann doch mal was verbieten. Beispielsweise, wenn ich unbedingt das Messer haben möchte, das ich auf dem Tisch entdeckt habe. Dann strecke ich erst mal meine kleinen Ärmchen danach aus. Wenn das noch nichts bringt, recke ich meinen ganzen Oberkörper und mache mich so lang, dass ich vielleicht doch alleine drankomme. Dann schiebt Mama das Messer weiter weg. Das ärgert mich. Denn ich bin ja nicht blöd! Das hab ich sehr wohl gemerkt! Als nächstes schreie ich so laut, dass sie meinen Wunsch nicht mehr überhören kann. Wenn sie dann immer noch nicht weich wird, schmeiße ich mich halt auf den Boden und zeige erstmal, was die Lungenreifespritzen, die Mami bekommen hat, als ich noch in ihrem Bauch war, gebracht haben.
Ich kann Dir sagen: Es ist sooooo doof, abhängig zu sein!!
Neulich hat Mama zu Oma gesagt, dass meine „Autonomie-Dingsbums“ ein Entwicklungsprozess ist, und dass sie sich keine Sorgen machen brauche. Vielmehr braucht es Geduld, weil wir Kinder da von selbst rauswachsen.
Zugegeben, Mama tut mir manchmal leid. Sie guckt dann so betrübt und hilflos, wenn ich auf dem Boden liege, schreie und mit Händen und Füßen um mich schlage. Aber ich weiß es doch in diesen Situationen auch nicht besser. Mich überkommen diese heftigen Gefühle von jetzt auf gleich. Herr Neufeld sagt, die Kleinkinder-Zeit ist die gewalttätigste Phase eines Menschen. Ihr dürft uns das bitte nicht übel nehmen. Auch, wenn es eure Knöpfe drückt, so tun wir das NIEMALS, um euch zu nerven!
Vor Kurzem konnte ich in einem stillen Moment mal in das Buch „Die Trotzphase“ von Petra Straßmeir (Affiliate-Link) reinlesen, als Mama gerade die Küche aufgeräumt hat.
Sie schreibt darin:
„Dein Kind hat jetzt eine genaue Vorstellung davon, wie es etwas haben möchte. Wenn es dies aber nicht schafft oder nicht machen darf, dann stürzt es in ein Gefühlschaos“:
- Ich will, aber ich kann nicht
- Ich möchte unbedingt und werde daran gehindert
- Ich verstehe die Welt nicht mehr
- Ich habe keine Kontrolle über mein Leben
- Ich spüre unbändige Wut und weiß nicht, wie ich diese wieder weg bekomme
Diese Frau Straßmeir, die weiß echt, was in uns Kindern vorgeht. Ich bin so froh, dass Mama das Buch gekauft hat und sich so in meine Lage versetzen kann.
„Halt und Sicherheit ist es, was wir brauchen, wenn wir wüten“, schreibt die Petra.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass ich immer nur „höre“, wenn ich mich meiner Mama besonders nah fühle. Wenn sie vorher Späßchen mit mir macht, mich zum Lachen bringt, mir tief in die Augen sieht. Probier´s mal aus. 🙂
Erzählt doch mal in den Kommentaren, wie ihr eure Kinder durch diese wütende Zeit begleitet. Was sind eure Tipps und Tricks? Oder Sorgen und Ängste?
PS: Die Nussmischung hat Mama am Ende doch aufgemacht. 😛