Es war vor den Sommerferien 2012. In meiner Funktion als Hobby-Opa (gemeinnützige Betreuung) hat ein 4-jähriges Mädchen das Schneckenspiel mit mir gespielt.

Es ist ein Brettspiel mit 6 Weinbergschnecken aus Holz, die 6 verschiedene Farben haben, ein gelber Parcours und am Ziel Felder mit einem Blatt in der jeweiligen Farbe der Schnecke. Der Würfel hat 6 kreisrunde Farbflecken entsprechend der Schnecken und farblichen Felder des Spiels.

Das Spiel begann mit 2 Vorbereitungsphasen:

  1. Sie sagte zu mir: “Opa, bisher habe ich immer gewonnen. Jetzt möchte ich, dass du gewinnst.” Ich erwiderte ihr: “Das ist lieb von dir. Ich freue mich aber auch mit dir, wenn du gewinnst.” Daraufhin sie: “Weißt du was, wir gewinnen beide.”
    Ich willigte sofort ein, war aber gespannt, wie das funktionieren sollte, bei einem Würfel- und damit Zufallsspiel.
  2. Wir suchten uns unsere Schnecken aus: Ihre 1. Lieblingsfarbe pink (rosa) war mir bereits bekannt, denn jedes Mal, wenn sie kam, betrachtete ich sie von oben bis unten um nach dieser Farbe zu suchen. Wenn ich sie gefunden hatte z. B. Haarspange, Kleidung, … bestätigte ich: “Ich sehe deine Lieblingsfarbe.” Niemals hatte ich die Farbe selbst genannt, immer nur die Beziehung zu dem Mädchen. Also war die Schnecke pink ihre. “Opa hast du auch eine Lieblingsfarbe?” “Ja”, sagte ich, “blau”. Damit kann ich nichts anfangen, deutete sie. Aber sie nahm blau als meine Farbe an. “Meine 2. Lieblingsfarbe ist lila” sagte sie. Auch das wusste ich bereits. “Opa, hast du auch eine 2. Lieblingsfarbe?” Nun machte ich eine Pause. Ihre Erwartungsspannung stieg. Plötzlich sagte ich “rot”. Sie war überrascht. “Rot?” “Ja” bestätigte ich. “Weißt du was? Ich habe pink. Du hast blau und rot haben wir beide”, entschied sie.

Eine Oma hat das mitbekommen und gab mir die Spielregeln, weil sie annahm, der Opa kennt das Spiel nicht.

Bemerkung: Oft wird interpretiert statt zu wissen. Für das Mädchen war das nicht angenehm. Das habe ich gesehen. Sobald die Oma sich abwendete, habe ich die Regeln beiseite gelegt.

Nun begann das Spiel: Nach einigen Würfelbewegungen stellt das Mädchen fest, dass wir mit dem Würfel unser Ziel nicht erreichen konnten. Sie nahm ab sofort den Würfel in ihre Regie und sorgte dafür, dass unsere 3 Schnecken gemeinsam als erste ins Ziel kamen.

Die Oma wagte währenddessen einen zweiten Versuch. Ich wehrte sie ab, mit den Hinweis: “Wir spielen nach den Regeln des Mädchens.”

Zum Schluss haben wir uns gegenseitig beglückwünscht.

Schlussfolgerungen:

  1. partnerschaftliches Miteinander.
  2. Es gibt keine Verlierer, nur Gewinner.
  3. Um dieses Ziel zu erreichen, muss man initiativ und kreativ sein, bzw. über den Tellerrand hinaus denken.

Ich habe seitdem eine große Hochachtung vor diesem wunderbaren Menschen mit derzeit 4 Jahren.

Dieses Beispiel soll zeigen, zu welchen wertvollen zwischenmenschlichen Leistungen schon Kinder mit 4 Jahren fähig sind.

Dann kann man ihnen auch zutrauen, ihre Probleme selbst zu lösen. Erkannt mit dem einfühlsamen Zuhören und besonders einfühlsamen Beobachten.

Thomas Gordon legt großen Wert darauf, dass Problembesitzer die eigenen Probleme selbst lösen. Das ist für die Entwicklung der Kinder vorteilhaft.

 

Beim nächsten Mal verweise ich auf ein Beispiel aus dem Internet, bei dem eine Mutter das aktive Zuhören von Thomas Gordon eindrucksvoll schildert und eine Internetadresse für Kursleiterinnen Mentoren.

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